Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_01_63
DOI: 10.1055/s-2006-952409

Häufigkeit und Bedeutung positiver Vaginalabstriche im Scheidenblindsack nach erfolgter Hysterektomie

A Nauth 1, D Wallwiener 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Tübingen

Die Entnahme und Beurteilung zytologischer Abstriche aus dem vaginalen Blindsack wird häufig vernachlässigt, weil angenommen wird, dass eine Krebsentstehung nach Hysterektomie kaum noch möglich ist. In der täglichen Praxis fällt jedoch eine gewisse Häufung sog. sekundärer Vaginalkarzinome auf.

Die zytologischen Befunde hysterektomierter Patientinnen der Jahre 1997–99 wurden retrospektiv ausgewertet und die positiven Fälle erneut beurteilt. Es ergaben sich 162 positive Fälle, 118 VaIN I u. II, 20 VaIN III und 10 invasive Vaginalkarzinome. Für positive Vaginalabsteiche(VAIN I-CA) errechnet sich eine Inzidenz von 0,66%, die damit nur um etwa zwei Drittel niedriger liegt als diejenige der zervix uteri. In 75% aller positiven Vaginalabstriche waren sog. Dyskeratozyten (Indirekte HPV- Zeichen) nachweisbar. Da die Läsionen immer im Scheitel des vaginalen Blindsacks lokalisiert waren, wird vermutet, dass HPV-Persistenz als Ursache eher in Frage kommt als eine Neuinfektion.

Aus der relativ hohen Inzidenz positiver Vaginalabstriche und insbesondere des sekundären Vaginalkarzinoms ist ersichtlich, dass der Krebsfrüherkennung nach Hysterektomie offensichtlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen auch nach Hysterektomie erforderlich sind.