Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_05
DOI: 10.1055/s-2006-952423

Die Schwangerenvorsorge–was ist Evidenz- basiert?

RL Schild 1, N Hart 1, J Siemer 1, T Goecke 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Erlangen, Erlangen

Vorsorgeuntersuchungen sind essentieller Bestandteil der Schwangerenbetreuung und Geburtsplanung. Im Folgenden wird näher auf ihren Evidenzgrad eingegangen. Gewichtsbestimmung: Für wiederholte maternale Gewichtsbestimmungen bei unauffälligem Schwangerschaftsverlauf fehlt jede Evidenz. Digitale vaginale Untersuchung: Auf Grund fehlender Effektivität sollte bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf auf die digitale vaginale Untersuchung der Schwangeren verzichtet werden. Antepartales CTG: Ältere randomisierte Studien an Risiko- oder Hochrisikoschwangeren konnten zeigen, dass eine antepartale CTG- Kontrolle keinen signifikanten Einfluss auf den Ausgang der Schwangerschaft hat. Deshalb braucht bei unauffälligem Schwangerschaftsverlauf keine routinemäßige Kardiotokographie durchgeführt werden. Oxytocin- Belastungstest: Untersuchungen an Schwangeren mit wachstumsretardierten Kindern konnten keinen sicheren Nutzen des Wehenbelastungstests nachweisen. Zudem waren bis zu 15% der CTG- Ableitungen unter Wehenbelastung nicht eindeutig beurteilbar. Dieser Test hat seinen Stellenwert in der Abklärung von Risikoschwangerschaften verloren. Amnioskopie: Untersuchungen bei Terminüberschreitung zeigten, dass die Amnioskopie in vielen Fällen Mekoniumbeimengung zum Fruchtwasser nicht entdeckte und dass ein auffälliger amnioskopischer Befund nicht mit einer kindlichen Gefahrensituation sub partu korreliert war. Dieses Verfahren sollte deshalb bei Terminüberschreitung nicht weiter Anwendung finden. Diabetes- Screening: In Deutschland gibt es derzeit kein flächendeckendes Blutzuckerscreening für die Schwangerschaft. Die Einführung eines nationalen Screeningprogramms ist aber dringend geboten. Bakterielle Vaginose: Neuere Ergebnisse deuten darauf hin, dass mit einem universalen Screening zu Beginn des zweiten Trimenons und konsekutiver medikamentöser Behandlung die Frühgeburtenrate um fast 50% gesenkt werden kann.