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DOI: 10.1055/s-2006-952509
Chemotherapie bei der älteren Patientin–Modifikation effektiver Therapiekonzepte zwingend erforderlich?
Bei zunehmender Alterung der Bevölkerung, ist mit einem weiteren Anstieg älterer Krebspatientinnen zu rechnen. Die Häufigkeit von Begleiterkrankungen und eingeschränkter Organfunktion nimmt mit steigendem Alter zu. Chemotherapeutika werden häufig von vornherein reduziert oder in suboptimalen Regimen eingesetzt. Entscheidend für die Therapieauswahl und -durchführung sind verschiedene konkurrierende Risikofaktoren (Komorbiditäten, Arzneimittelinteraktionen, physiologische und pharmakologische Veränderungen) und behandlungsassoziierte Nebenwirkungen (organspezifische Toxizitäten). Beide Kriterien rechtfertigen jedoch kein generelles Vorenthalten potenziell effektiver Therapiekonzepte. Es fehlen nach wie vor fundierte Daten für individuelle Therapieentscheidungen bei der älteren Tumorpatientin, da kontrollierte Prüfungen überwiegend bei der jüngeren Patientin durchgeführt werden.
Fall 1: 75jährige Patientin mit unreifem Teratom FIGO IIIc; Komorbiditäten: Hypertonus, Z.n. Myocarditis; 4 Zyklen Chemotherapie nach dem BEP-Schema (Bleomycinbolus 20mg Tag 1, 8 und 15; Etoposid 120mg/m2 und Cisplatin 20mg/m2 Tag 1–5) ab Zyklus 2 dosismodifiziert; Tod der Patientin 5 Tage nach letzter Chemotherapieapplikation auf Grund respiratorischer Globalinsuffizienz, schwerem septischen Schock und aktutem Nierenversagen
Fall 2: 75jährige Patientin mit malignem Granulosazelltumor FIGO IIIa; Komorbiditäten: Hypertonus, Z.n. Magenkarzinom, Z.n. Endometriumkarzinom; 1 Zyklus Chemotherapie nach BEP-Schema nach 1. Kur Tag 8 septischer Schock bei Panzytopenie und aktues Nierenversagen, nach Stabilisierung Entschluss zum palliativen Therapiekonzept
Therapieentscheidungen sollten gemeinsam mit der Patientin unter Abwägung von Erfolgsaussichten, zu erwartenden Nebenwirkungen, altersabhängiger Lebenserwartung und unter Erhalt der Lebensqualität interdisziplinär erfolgen.