Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_02_14
DOI: 10.1055/s-2006-952513

Stellenwert der adjuvanten Afterloading-Therapie in der Behandlung des Endometriumkarzinoms im Stadium I mit mittleren Rezidiv-Risiko

C Rudlowski 1, H Schüller 2, C Sohn 3, W Harms 4
  • 1Universitätsfrauenklinik, Bonn
  • 2Institut für Radiologie, Universitätklinik Bonn, Bonn
  • 3Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 4Abteilung für Radioonologie und Strahlentherapie, Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg

Einleitung: Die operative Therapie des Endometriumkarzinom ist in Deutschland sehr unterschiedlich. Die leitlinienkonforme Therapie im Stadium I sieht die abdominelle Hysterektomie mit bilateraler Adnektomie vor. Prognostisch und therapeutisch relevant ist der Nachweis von regionären Lymphknotenmetastasen, deswegen sollte ab Stadium Ib G2 die systematische pelvine und paraaortale Lymphonodektomie durchgeführt werden. Es ist unklar, ob eine zusätzliche Brachytherapie bei fehlendem Nachweis von Lymphknotenmetastasen einen Benefit erbringt. Ziel dieser retrospektiven Studie ist es, die Effektivität der Brachytherapie im Stadium I mit mittlerem Rezidiv-Risiko nach Leitlinienadaptierter Operation zu evaluieren.

Patientinnen und Methoden: 82 Patientinnen mit einem endometrioiden Adenokarzinom FIGO Stadium Ia G3, Ib G2–3, Ic G1–3 wurden bis jetzt retrospektiv bezüglich ihres krankheitsfreien Überlebens ausgewertet. Alle Patientinnen wurden im Zeitraum von 1998–2005 an den Universitätskliniken Heidelberg und Bonn strahlentherapiert.

Ergebnisse: Bei 58/82 Patientinnen wurde eine pelvine/paraaortale Lymphonodektomie durchgeführt, in keinem Fall erfolgte adjuvant eine perkutane Bestrahlung. Alle Patientinnen erhielten eine Brachytherapie mit 3×7 Gy. Der mediane Betrachtungszeitraum betrug bis jetzt 28 Monate. 4 Patientinnen (4,9%) hatten eine Tumorprogression, mit einem Lokalrezidiv in 3 Fällen und distanten Metastasen in einem Fall. Alle vier waren zuvor lymphonodektomiert worden.

Diskussion: Diese retrospektive Analyse zeigt, dass endometrioide Adenokarzinome im Stadium I eine günstige Prognose haben, obwohl nur ein Teil leitlinienkonform behandelt wurde. Vor dem Hintergrund heterogener Behandlungsstrategien soll eine prospektiv-randomisierte Studie den Stellenwert der adjuvanten Brachytherapie nach Leitlinien-basierter operativer Therapie evaluieren. Diese Studie ist von der AGO-Organkomission Uterus geplant, die Initiierung erfolgt im Laufe dieses Jahres.