Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_02_39
DOI: 10.1055/s-2006-952537

Vergleich der Risikoabschätzung beim nodal-negativen Mammakarzinom durch uPA/PAI-1 und Adjuvant Online™ anhand der 10-Jahres Nachbeobachtungsdaten der Chemo N0 Studie

U Euler 1, C Meisner 2, C Friedel 1, C Thomssen 3, N Harbeck 1
  • 1Frauenklinik der Technischen Universität München, Klinikum Rechts der Isar, München
  • 2Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Universität Tübingen, Tübingen
  • 3Universitäts-Frauenklinik, Halle, Halle

Einführung : Klinische Relevanz tumorbiologischer Faktoren uPA/PAI-1 für die Therapieentscheidung beim N0 Mammakarzinom wurde durch die randomisierte Multicenterstudie Chemo N0 1993–98 auf höchstem Evidenzniveau bestätigt. Etwa die Hälfte der N0 Patientinnen [Pat.] mit ↓ uPA/PAI-1 im Primärtumor wiesen auch ohne adjuvante Therapie ein exzellentes 5-Jahresgesamtüberleben [JGÜ] >95% auf. Pat. mit ↑ uPA/PAI-1 profitierten von einer adjuvanten CTX. Wir untersuchten, ob uPA/PAI-1 Gesamtüberleben genauer vorhersagen kann als das Computerprogramm Adjuvant Online [AO]. Methoden : Die Chemo N0 Studie stratifizierte 689 Pat. nach uPA/PAI-1 im Primärtumor: HighRisk Pat. (↑ uPA/PAI-1) wurden randomisiert: 6xCMF vs. Beobachtung, Pat. mit ↓ uPA/PAI-1: beobachtet. Alle rekrutierten Pat. wurden retrospektiv in 2 Gruppen unterteilt (CTX vs. Nil) und nach uPA/PAI-1 (↓vs.↑) stratifiziert. Individuelle 10-JGÜ-Wahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt der Primärtherapie wurde mit www.adjuvantonline.org V7.0 kalkuliert; geschätzte Werte mit dem tatsächlichen 10-JGÜ in der Chemo N0 Studie verglichen. Ergebnisse : Auswertung erfolgte für 81 Pat. mit verfügbaren vollständigen 10-Jahres-Follow-up Daten. 10-JGÜ wurde von AO mit adjuvanter Therapie auf 77,1% (median 78,6%) geschätzt, aber betrug in der Studie nur 66,7%. Für Pat. ohne CTX: Bei unbehandelten HighRisk Pat. n=22 war das 10-JGÜ nur 54,6% vs. geschätzt 75,0%. CMF behandelte HighRisk Pat. n=17 zeigten ein Gesamtüberleben von nur 58,8% vs. geschätzt 74,6%. Schlussfolgerung : Erstmals wurde anhand der Daten einer klinischen Studie beim Mammakarzinom die Risikoabschätzung mittels neuer tumorbiologischer Faktoren mit AO verglichen. Bei Pat. mit ↑ uPA/PAI-1 scheint das individuelle Risiko für das 10-JGÜ von AO verglichen mit dem tatsächlichen Krankheitsverlauf unterschätzt zu werden. Die Vervollständigung der Nachbeobachtungsdaten wird zeigen, ob uPA/PAI-1 individuelle Krankheitsverläufe besser vorhersagen kann als das epidemiologisch basierte AO.