Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_02_16
DOI: 10.1055/s-2006-952583

Abhängigkeit perinataler Kennziffern vom präpartalen BMI

S Scheithauer 1, T Krämer 1, R Faber 1, H Stepan 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Leipzig, Leipzig

Fragestellung: Adipöse Schwangere nehmen in ihrer Häufigkeit zu und haben eine Vielzahl geburtsmedizinischer Risikofaktoren, wobei es wenig umfassende Analysen mit aussagefähigen Fallzahlen gibt. Ziel unserer Untersuchung war es, an einem eigenen großen Kollektiv ein breites Spektrum an maternalen und kindlichen Parametern des Schwangerschaftsausgangs in Abhängigkeit vom präpartalen BMI zu analysieren. Methodik: Die retrospektive Untersuchung umfasst 5067 Einlingsschwangerschaften, die im Zeitraum 2001 bis 2004 an der UFK Leipzig entbunden wurden. Die Datenauswertung erfolgte basierend auf dem Programm PIA-FetaDoc (ViewPoint Bildverarbeitung GmbH, Deutschland) entsprechend den Richtlinien der deutschen Perinatalerhebung. Ergebnisse: Im untersuchten Kollektiv war die Verteilung des BMI: 10,6% <20, 40,3% 20–25, 30,5% 25–30, 13,1% 30–35 und 5,4% >35. Adipöse Schwangere haben eine signifikant höhere Inzidenz an hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen, Diabetes mellitus und anderer Ko-Morbidität. Schwangere mit einem BMI <30 haben eine Sectio-Rate von 22%, welche bei einem BMI >30 auf 25% bzw. einem BMI >35 auf 34% ansteigt. Mit ansteigendem BMI steigt auch die Rate primär asphyktischer Neugeborener, was jedoch die neonatale Gesamtmorbidität nicht beeinflusst. Die stationäre Aufenthaltsdauer für Mutter und Kind wird durch den BMI nicht beeinflusst. Schlussfolgerung: Adipöse Schwangere sind neben einer höheren Inzidenz an Begleiterkrankungen hauptsächlich durch eine erwartet signifikant höhere Sectio-Rate gekennzeichnet. Die in den Gruppen mit BMI >30 dokumentierte höhere Rate primär deprimiert geborener Kinder hat für das generelle Outcome dieser Neugeborenen keinen Einfluss. Die nicht veränderte stationäre Aufenthaltsdauer von Mutter und Kind sowie die nicht erhöhte postpartale bzw. postnatale Morbiditätsrate zeigt an, dass die durch die Adipositas objektiv bestehenden Risiken durch ein entsprechendes klinisches Management relativ gut kompensiert werden.