Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_02_45
DOI: 10.1055/s-2006-952612

Sectio caesarea mit EXIT-Modus nach erfolgreicher Therapie der fetalen Struma–ein Fallbericht

A Urban 1, A Klee 1, KP Bruckmoser 1, J Dechent 1, M Gonser 1
  • 1HSK, Dr. Horst Schmidt Klinik GmbH, Wiesbaden

Hintergrund: Die häufigste Ursache für die Bildung einer fetalen Struma sind ein maternaler Morbus Basedow sowie die medikamentöse Therapie mit Amiodaron oder Lithium. Mögliche Folgen für den Feten sind vor allem eine Obstruktion der Trachea (congenital high airway obstruction syndrome (CHAOS)), Hyperextension des Nackens, Wachstumsretardierung, Kardiomegalie, geistige Retardierung, Obstipation.

Fall: Patientin: 31jährige IIIg, IIp, Z.n. zweimaligem Spontanpartus. In der 4. SSW Erstdiagnose Morbus Basedow. Ab der 9. SSW Therapie mit Thiamazol, später Propylthiouracil. Darunter zeigt sich durchgehend eine euthyreote Stoffwechsellage.

Durchführung sonographische Feindiagnostik in der 21. SSW ohne Besonderheiten.

In der 32+6 SSW Erstdiagnose fetale Struma.

33+0 SSW Amniozentese mit Bestimmung der Schilddrüsenparameter (TSH basal erhöht, fT3 und fT4 erniedrigt) und intraamniale Applikation von T4 (250µg). Wiederholung dieses Procederes in wöchentlichen Abständen weitere vier mal, dabei kontinuierlich sinkende TSH-Werte.

In der 37+4 SSW primäre Sectio caesarea mit EXIT (ex utero intrapartum treatment). (Procedere EXIT: tiefe Intubationsnarkose inkl. Vollrelaxation und Opiatgabe, Uteruslängsschnitt, Partusistengabe, Entwicklung des Kindes bis zum Nabel, Intubation des Kindes bei noch bestehender fetoplazentarer Perfusion, HNO-Standby zur evtl. Tracheotomie, falls Intubation nicht erfolgreich, Abnabelung, weitere Versorgung des Kindes durch Pädiater)

Kindliches Outcome: Knabe, Gewicht 2570g (15. Perz.), Länge 48 cm, KU 34,5 cm, Apgar 8/9/9, art. NS-pH 7,20, Extubation noch am gleichen Tag, Atmung problemlos. Euthyreote Stoffwechsellage. Nach 5 Monaten vollständiger Rückgang der Struma.

Fazit: Bei fetaler Struma empfiehlt sich auch nach erfolgreicher intaruteriner Therapie die frühzeitige multidisziplinäre Planung der Entbindung im EXIT-Verfahren, um im Falle einer Obstruktion der Trachea eine suffiziente Oxygenierung des Neugeborenen gewährleisten zu können.