Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_K_03_06
DOI: 10.1055/s-2006-952617

Klinik und molekulargenetische Untersuchungen bei XY-Gonadendysgenesie (Swyer-Syndrom)

D Rjosk 1, B Lorenz-Depiereux 2, W Janni 3, K Friese 3
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München
  • 2Institut für Genetik der GSF, Neuherberg
  • 3I. Universitäts-Frauenklinik Ludwig-Maximilians-Universität, München

Bei der XY-Gonadendysgenesie (Swyer-Syndrom) handelt es sich um eine Störung der Geschlechtsdeterminierung durch Mutationen des Y-chromosomalen SRY-Gens oder autosomaler Gene, wie z.B. SF-1, SOX9 und WT1. Auch Duplikationen der X-chromosomalen DSS-Region können zur Entstehung von dysgenetischen Gonaden und weiblichem Phänotyp bei XY Karyotyp führen.

Es wurden 23 Patientinnen mit reiner oder partieller XY-Gonadendysgenesie klinisch und molekulargenetisch untersucht. Hierbei zeigten 20 Patientinnen ein unauffälliges äußeres Genitale, bei einer Patientin fand man eine Klitorishypertrophie und bei zwei der Patienten ein intersexuelles externes Genitale. Bei allen untersuchten Frauen zeigten sich hypoplastische Uteri und die bei 14 Patientinnen histologisch untersuchten Streakgonaden wiesen in 35, 7% bereits eine Entartung zu Gonadoblastomen und Dysgerminomen auf.

Die molekulargenetischen Untersuchungen beinhalteten die Karyotypisierung, eine Mutationssuche im SRY-Gen mittels PCR und direkter Sequenzierung und die Suche nach Duplikationen in der X-chromosomalen DSS-Region Xp21.3 durch Hybridisierung von Dosis-Southern-Blots. Es wurde eine komplette Deletion des ganzen SRY-Gens, eine sporadische Basentransition L101F und eine familiäre 9bp-Deletion 85delGCGAAACTC bei zwei betroffenen Schwestern gefunden; die beiden letztgenannten Veränderungen sind bisher von keiner anderen Arbeitsgruppe beschrieben worden. Durch Hybridisierung der Dosisblots mit verschiedenen X-chromosomalen Gen-Sonden konnte bei einer Patientin gezeigt werden, dass auch Duplikationen X-chromosomaler Anteile, die nicht das Gen DAX1 beinhalten zu einer gestörten Geschlechtsentwicklung bei XY-Karyotyp führen können.

Die Ursachen für die Entstehung des Swyer-Syndroms sind bei den meisten Patientinnen jedoch bislang ungeklärt und es wird Aufgabe weiterer molekulargenetischer Untersuchungen sein, diese noch fehlenden Mosaiksteine in der Geschlechtsdeterminierungskaskade zu erforschen.