Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_04_24
DOI: 10.1055/s-2006-952820

„Growing teratoma“-Syndrom bei malignem Keimzelltumor des Ovars

S Rückert 1, I Bauerfeind 1, A Burges 1, ER Weissenbacher 1, K Friese 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität, Frauenklinik Großhadern, München, München

Einleitung: Keimzelltumoren des Ovars machen 3% aller malignen Ovarialtumoren aus. Sie werden überwiegend bei Kindern und jungen Frauen diagnostiziert. Unreife Teratome sind die zweithäufigsten malignen Keimzelltumoren. Die Therapie des unreifen Teratoms des Ovars ist die komplette Tumorresektion, wobei fertilitätserhaltend operiert werden kann. Als effektivste Chemotherapie unreifer Teratome gilt die Kombination von Cisplatin, Etoposid und Bleomycin. Fallbericht: Eine 29jährige Nulligravida stellte sich vor fünf Jahren mit plötzlich einsetzender linker Mittebauchsymptomatik vor. Bei der Laparotomie zeigte sich ein vom linken Ovar ausgehender doppelfaustgroßer Tumor mit insuspekter Oberfläche. Die Ovarektomie links wurde durchgeführt. Die Histologie ergab ein unreifes Teratom Grad 2 (hier: Anteile unreifer neuro-ektodermaler Formationen, welche mehr als 10% aber weniger als 50% der Gesamtgewebsstruktur ausmachten.), pT1, FIGO I. Die Patientin erhielt 3 Zyklen Bleomycin, Etoposid, Cisplatin. Ein Jahre später gebar die Pat. über Kaiserschnitt ihr erstes Kind. Vier ein halb Jahre später wurde die Patientin bei unklarer Raumforderung relaparotomiert. In der histologischen Aufarbeitung waren die OP-Resektate vereinbar mit Implantaten des vordiagnostizierten Teratoms, wobei ausschließlich reife Gewebestrukturen nachgewiesen werden konnten. Diskussion: In seltenen Fällen beobachtet man im Rahmen der Chemotherapie eines malignen Keimzelltumors das erneute Auftreten von Tumormassen, wobei diese keine malignen Zellen enthalten. Dieser Zustand wird seit der Erstbeschreibung 1982 als „Growing teratoma“-Syndrom (GTS) bezeichnet. Bei Frauen wird dieses Phänomen extrem selten beobachtet. Als ein möglicher pathogenetischer Mechanismus wird die selektive Zerstörung maligner Komponenten der Keimzelltumore durch die Chemotherapie diskutiert. Da die Tumormassen zu Obstruktion und Kompression von benachbarten Strukturen führen können, besteht die Therapie in der Tumorresektion.