Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_04_49
DOI: 10.1055/s-2006-952845

Phylloides-Tumor: Differentialdiagnose mit Case study und Literaturübersicht

B Krämer 1, CW Gall 1, S Brucker 1, M Hahn 1, U Krainick-Strobel 1, D Wallwiener 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Tübingen

Zielsetzung: Der Phylloidestumor (PT) bzw. das Cystosarcoma phylloides (CP) ist ein seltener, jedoch in der malignen Form agressiver fibroepithelialer Brusttumor. Die Inzidenz beträgt 0.3 bis 1% aller mammären Neoplasien. (Differential)Diagnose- und Therapieoptionen werden anhand von case reports dargestellt.

Material und Methode: Drei Fallberichte von Patientinnen an der Universitätsfrauenklinik Tübingen (Alter: 15–63 Jahre) mit Verdachtsdiagnose PT stellen zusammen mit einer Literaturübersicht diese pathogene Sonderform mit Therapieoptionen vor.

Ergebnisse: Ursprünglich als gutartig bezeichnet erfolgt heute die Klassifikation der PT in benigne, borderline und maligne (25–30% der Fälle), basierend auf Grad der Zellatypien im Stroma und Anzahl der Mitosen. Histologisch besteht der PT aus epithelialen Zellen und Bindegewebe mit ausgeprägterer Stromawucherung als das Fibroadenom, oft von Zellatypien begleitet. Regressive Veränderungen treten als Nekrosen, Zysten und Blutungen auf. Eine Metastasierung ist selten, Lokalrezidive sind häufig. Eine der vorgestellten Patientinnen tastete einen linksseitigen größenprogredienten Tumor von 4 cm Durchmesser, sonographisch etwas inhomogen und echoarm. Die per Ultraschall gesteuerte Hochgeschwindigkeitsstanzbiopsie ergab zunächst eine prominente, zellreiche mesenchymale Komponente (DD: juveniles Fibroadenom vel PT). Die nachfolgende Resektion ergab ein juveniles FA mit erhöhter Zellularität.

Zusammenfassung: Die Bildgebung allein lässt eine Dignitätsaussage nicht zu. Wie im vorliegenden Fall kann die Stanzbiopsie eine unsichere Aussage liefern, da nicht alle den PT definierenden Anteile erfasst werden, so dass erst das Operationspräparat die Diagnose sichert. Therapie der Wahl bei benignen PT ist die Excision, bei borderline und malignen Befunden als wide excision. Die Axillarevision ist lediglich bei tastbaren Lymphknoten notwendig. (Neo)Adjuvante Radio-/Chemotherapie kann bei vorliegenden Risikofaktoren eingesetzt werden.