Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_04_39
DOI: 10.1055/s-2006-952898

Intrapartale Einflussfaktoren des Gebärens in einer niedersächsischen Kohortenstudie (ProGeb-Studie)

MM Gross 1, C Frömke 2, C Schippert 1 P Wenzlaff 3 (für das ProGeb-Team)
  • 1Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Institut für Biometrie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 3Zentrum für Qualität und Management, Ärztekammer Niedersachsen, Hannover

Fragestellung: Die ProGeb-Studie ist eine niedersachsenweite Studie zur prozessorientierten Betreuung von Gebärenden. Zahlreiche systematische Reviews konnten zeigen, dass intrapartale Interventionen entweder einen beschleunigenden oder verzögernden Einfluss auf die Dauer des Gebärens haben. Ausgehend von der Hypothese, dass die Dynamik des Gebärens stärker von intrapartal variierenden als von präexistenten Faktoren (mit Ausnahme der Parität) abhängt, wird der Zusammenhang geburtshilflicher Interventionen mit dem Geburtsverlauf untersucht.

Methode:

Anamnestische und intrapartale Interventionen und Ereignisse sind minutengenau dokumentiert. Eine Teilstichprobe stammt von 41 niedersächsischen Kliniken mit 1171 Geburten (613 Erstgebärende, 558 Mehrgebärende). Für die Auswertung wurden klassische Längsschnittverfahren wie die Cox-Regression angewandt. Interventionen, die mit einer Dauer verbunden sind, werden zu jedem Zeitpunkt des Geburtsprozesses durch den momentanen Zustand der Intervention und die Gesamtdauer der Interventionsart bis zu diesem Zeitpunkt beschrieben.

Exemplarische Ergebnisse:

Die zeitabhängige Anzahl der Einleitungen im Prozessverlauf ist nicht mit einer Veränderung der Hazardfunktion für Spontan- und vaginal-operative Geburten verbunden, wohl aber mit einer Erhöhung der Hazardfunktion für die Sectio, d.h. mit einem höheren Sectiorisiko.

Die zeitabhängige erste und zweite Oxytocingabe im Prozessverlauf ist mit einer verkürzten Geburtsdauer verbunden, die weiteren jedoch nicht mehr. Die mit der (ersten) Wehengabe verbundene Verkürzung ist größer, wenn diese später während des Gebärens erfolgt.

Schlussfolgerung:

Dadurch, dass der Geburtsverlauf als ein mehrstufiger Prozess mit zeitgenauem Bezug der Interventionen und Ereignisse aufgefasst wird, können differenzierte Abhängigkeiten im Prozessverlauf dargestellt werden. Hieraus ergeben sich klinische Implikationen, wann intrapartale Interventionen angewandt werden sollten.