Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_04_49
DOI: 10.1055/s-2006-952907

Zervikalgravidität – neue Aspekte in Diagnostik und Therapie

C Reißmann 1, B Meurer 1, TW Goecke 1, P Oppelt 1, MW Beckmann 1, RL Schild 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Erlangen, Erlangen

Hintergrund: Die Inzidenz von Zervikalgraviditäten ist mit 1 auf 1000 bis 50000 Schwangerschaften ein seltenes Ereignis. Die Diagnostik erfolgt bei positivem hCG-Nachweis mittels vaginaler Sonographie. Dabei eröffnet die 3-D-Sonographie neue Perspektiven. Operative Maßnahmen bergen ein hohes Maß an Risiken, so dass bei zervikalen Schwangerschaften die systemische Gabe von Methotrexat (MTX) eine konservative Behandlungsform darstellt. Eine einheitliche Empfehlung zur Dosierung des Chemotherapeutikums steht noch aus. Kasuistiken: In dem Zeitraum zwischen 2003 und 2005 wurden in unserem Klinikum 3 Patientinnen mit Zervikalgraviditäten betreut. Bei positivem Schwangerschaftstest wurde der ektope Sitz der Schwangerschaft jeweils im 1. Trimenon mit Hilfe der 3-D-Sonographie diagnostiziert (2 avitale und 1 vitale zervikale Schwangerschaft). Die Ausgangswerte des hCGs variierten zwischen 1300 mIU/ml und 10990 mIU/ml. Die Patientinnen erhielten einmalig 30mg MTX i.v. als Bolus. Nach durchschnittlich 7 Tagen erfolgte eine hCG-Kontrolle und eine erneute Applikation von 30mg MTX i.v., wenn erforderlich. Das hCG wurde bis unter die Nachweisgrenze kontrolliert. Ergebnis: Aufgrund ansteigender hCG-Werte und/oder bei persistierender vitaler Gravidität wurde MTX 3-malig systemisch appliziert. Bei allen 3 Patientinnen kam es nach der 2. Gabe von MTX zum kontinuierlichen Abfall des hCG-Wertes. Signifikante Nebenwirkungen des Chemotherapeutikums traten bei keiner Patientin auf. Bei einer Patientin führten wir nach 3-maliger MTX-applikation aufgrund einer sonografisch persistierenden, größenkonstanten Fruchthöhle komplikationslos eine Hysteroskopie und Zervixkürettage durch. Schlussfolgerung: Die 3-D-Sonographie ist zum Nachweis einer Zervikalgravidität zwar nicht erforderlich, erlaubt jedoch die exakte Bestimmung der Lokalisation und damit eine sichere Diagnose. Die systemische low-dose MTX-therapie ist eine nebenwirkungsarme Form der konservativen Behandlung.