RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2006-954073
Untersuchung verschiedener Strahlentherapie-Regimes und Prognosefaktoren bei der Behandlung der metastatisch bedingten Rückenmarkskompression
Einleitung: Bei 5–10% der Tumorpatienten kommt es zu Wirbelkörper(WK)-Metastasen mit metastatisch bedingter Rückenmarkkompression (MBRK). Die Strahlentherapie (RT) ist hierbei die häufigste Behandlungsform. MBRK-Patienten sind aufgrund von motorischen Ausfällen und Schmerzen oft stark beeinträchtigt. Der Transport zur RT und die Lagerung auf dem Bestrahlungstisch sind oft unangenehm. Ein RT-Schema mit kurzer Gesamtbehandlungszeit (GBZ) und wenigen Sitzungen ist wünschenswert (Kurzzeit-RT). Voraussetzung ist, dass die Kurzzeit-RT mit 1×8 Gy (GBZ=1 Tag) oder 5×4 Gy (1 Woche) so effektiv ist wie die bisherige Standard-RT, die Langzeit-RT mit 10×3 Gy, 15×2,5 Gy oder 20×2 Gy (2–4 Wochen). Methoden: In diese Analyse wurden 1304 MBRK-Patienten eingeschlossen. Verglichen wurden die RT-Schemata 1×8 Gy (n=261), 5×4 Gy (n=279), 10×3 Gy (n=274), 15×2,5 Gy (n=233) und 20×2 Gy (n=257) hinsichtlich motorischer Funktion nach RT und MBRK-Rezidiven in der zuvor bestrahlten Region („in-field“-Rezidiv). Weitere potenzielle Prognosefaktoren für die motorische Funktion nach RT wurden untersucht: Alter, Geschlecht, Histologie, Allgemeinzustand (AZ), Zahl betroffener WK, Gehfähigkeit vor RT, Dynamik der motorischen Defizite vor RT (schnell, 1–7 Tage; langsamer, ≥8 Tage). Resultate: Zur Verbesserung der motorischen Funktion kam es bei 26% (1×8 Gy), 28% (5×4 Gy), 27% (10×3 Gy), 31% (15×2,5 Gy) und 28% (20×2 Gy) der Patienten (p=0,90). Gemäß Multivarianz-Analyse waren ein besserer AZ (p<0,001), eine günstige Histologie (Lymphome, Plasmozytome) (p<0,001), Befall von nur 1–2 WK (p<0,001) und eine langsamere Entwicklung motorischer Defizite (p<0,001) mit einer besseren motorischen Funktion nach RT assoziiert. Das RT-Schema hatte keinen signifikanten Einfluss (p=0,96). Nach Kurzzeit-RT mit 1×8 Gy und 5×4 Gy kam es häufiger zu „in-field“-Rezidiven als nach Langzeit-RT (p<0,001). Nach 2 Jahren betrugen die Rezidivraten 24% (1×8 Gy), 26% (5×4 Gy), 14% (10×3 Gy), 9% (15×2,5 Gy) und 7% (20×2Gy). 1×8 Gy und 5×4 Gy waren vergleichbar (p=0,44), ebenso die Langzeit-Schemata (p=0,71). Schlussfolgerungen: Die 5 RT-Schemata sind hinsichtlich der motorischen Funktion nach RT gleich effektiv. Nach Langzeit-RT kommt es seltener zu „in-field“-Rezidiven. Um die GBZ im Sinne der Patienten möglichst kurz zu halten sollten lediglich 2 RT-Schemata Verwendung finden, 10×3 Gy für Patienten mit einer Überlebensprognose <6 Monaten, und 1×8 Gy für alle übrigen und damit die große Mehrheit der MBRK-Patienten.