Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - V2_12
DOI: 10.1055/s-2006-954079

Brückenbetreuung von Palliativpatienten im Rahmen der Integrierten Versorgung – eine kommunikative Herausforderung

C Hempel 1
  • 1Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden

Das Dresdner Brückenprojekt zur Verbesserung der ambulanten palliativmedizinischen und -pflegerischen Versorgung sowie zur Vermeidung von Notarzteinsätzen und Verringerung von Krankenhausaufenthalten bei Finalpatienten wird vorgestellt. Die sich – auch durch die Struktur der Integrierten Versorgung – ergebenden Spannungsfelder der ambulanten Palliativarbeit stellen eine kommunikative Herausforderung dar. Methoden: Das Brückenteam wurde vom Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden initiiert und gemeinsam mit der AOK Sachsen sowie Haus- und Fachärzten der Region als Modellprojekt der Integrierten Versorgung ins Leben gerufen. Anhand der seit Januar 2005 laufenden Projektdokumentation und -statistik, von der Selbstständigen Abteilung Sozialmedizin der Universität Leipzig mitentwickelt und evaluiert, werden Patientengut, Betreuungsverlauf und Anforderungen an das Brückenteam vorgestellt. Auf die zum Teil schwierige Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten wird ebenso eingegangen wie auf den hohen Stellenwert der Unterstützung von Angehörigen Schwerstkranker und Sterbender. Resultate: Im Beobachtungszeitraum 2005 starben 138 Patienten, davon 101 Patienten (73%) entsprechend ihrem Wunsch außerhalb von Krankenhaus oder Hospiz. Eine starke Akzeptanz bei Patienten und häuslichem Umfeld ergab sich (neben der zeitnahen Symptomkontrolle) durch die 24-Stunden-Rufbereitschaft und die psychische Mitbetreuung der Angehörigen. Schlussfolgerungen: Die enge Zusammenarbeit mit Kliniken, Haus- und Fachärzten, ambulanten Pflegediensten, Kurzzeitpflegeeinrichtungen und Pflegeheimen macht den nach wie vor großen Gesprächsbedarf deutlich – sowohl zu Therapiestandards als auch bei der Ermutigung, vorhandenes Wissen im konkreten Fall anzuwenden (ausreichend hohe Schmerzmittelgabe, Bedarfsmedikation etc.). Diese Gespräche, das Werben um Kooperation und um die ganzheitliche Betreuung sind als fester konzeptioneller Bestandteil der Brückenarbeit unerlässlich. Die vorläufige Kostenanalyse ergab keine wesentliche Reduktion bei jedoch deutlicher Erhöhung der Lebensqualität. Brückenbetreuung ist also nicht als Sparpaket zu verstehen, sondern als Verbesserung der bisher defizitären Versorgungsstruktur, um dem Sterben auch von Palliativpatienten seinen angestammten Platz zurückzugeben – würdevoll und in vertrauter Umgebung.