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DOI: 10.1055/s-2006-954120
Palliativmedizin in der Neonatologie
Eine Einbeziehung der Familie in den Prozess der Entscheidungsfindung zur Umorientierung des Therapiezieles von Heilung/Besserung auf Palliation bei schwerstkranken Früh- und Reifgeborenen hat keine ungünstigen Auswirkungen auf den Trauerverlauf, auf Schweregrad und Dauer elterlicher Schuldgefühle im Zusammenhang mit dem Verlust des Kindes oder auf die Häufigkeit pathologischer Trauerreaktionen. Neben der Behandlung von Schmerzen und physisch belastenden Symptomen müssen Konzepte der palliativen Therapie Neugeborener weitere aktive und gleichermaßen wichtige Maßnahmen beinhalten. Die individuellen Bedürfnisse der Eltern hinsichtlich der verschiedenen Möglichkeiten des Kontaktes zu ihrem sterbenden Neugeborenen sind nicht einheitlich. Diese Unterschiede sollten vom medizinischen Personal respektiert werden. Der perinatale Tod eines Zwillingskindes kann eine ebenso schwerwiegende Belastung der Familie auslösen wie der Tod eines Einlingskindes. Der Verlust der inneren Stabilität der Familie bei Tod eines Neugeborenen beeinträchtigt Geschwisterkinder in unterschiedlichem Ausmaß und verursacht auch bei ihnen spezielle Betreuungsbedürfnisse. Wenige Wochen nach einem perinatalen Todesfall sollten den Eltern seitens des medizinischen Betreuungspersonals ein oder mehrere Nachgespräche angeboten werden. Dabei sollte auf zu erwartende Unterschiede zwischen der mütterlichen und der väterlichen Trauerreaktion hingewiesen werden. Auf das Risiko pathologischer oder chronischer Trauerreaktionen sollte ebenfalls verwiesen werden, da sie einer professionellen Betreuung bedürfen.