Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P6_5
DOI: 10.1055/s-2006-954171

Palliativmedizinische Lehrveranstaltungen an Deutschlands Universitäten

S Keilig 1, J Schewtschenko 2, A Laske 3, T Kuprella 4
  • 1Julius-Maximilians-Universität Würzburg
  • 2Ruhr-Universität Bochum
  • 3Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • 4Krankenhaus St. Nepumuk, Erfurt

Einleitung: Die Lehre in Palliativmedizin an Deutschlands Universitäten ist größtenteils unzureichend. In der aktuellen Novelle der Ärztlichen Approbationsordnung ist Palliativmedizin nicht als Pflichtfach festgeschrieben. Eine schnelle, verpflichtende Aufnahme wird von einigen Seiten angestrebt. Bislang ist Lehre im Rahmen von Querschnittsfächern, an Standorten mit Modellstudiengängen oder in freiwilligen Veranstaltungen möglich. Eine genaue Übersicht über die Lehrsituation lag bislang nicht vor. Methoden: Mit einem Anschreiben an alle Palliativstationen Deutschlands sammelte die AG Palliativmedizin der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) erste Daten zu vorhandenen Lehrkapazitäten im Fach Palliativmedizin. Durch Fachschaften und direkten Kontakt zu Dozenten wurden zahlreiche weitere Informationen gewonnen und in einer umfangreichen Liste gesammelt. Um die Darstellung zu strukturieren, wurde von der AG ein Schema erstellt, welches sich auf die Qualifikation der Dozierenden, Art, Umfang und Studiumszeitpunkt der Veranstaltungen, Prüfungen sowie die Zahl der erreichten Studierenden konzentriert. Im Weiteren werden Informationen zu freiwilligen Veranstaltungen, Lehre in angrenzenden Bereichen sowie Angebote an Lehrkrankenhäusern hinzugefügt. Resultate: Lehre in einem Umfang, in dem Palliativmedizin als eigenes Fach angesehen werden kann, wird bislang nur an den vier Zentren mit Lehrstühlen geleistet. An 14 Fakultäten, die entweder über Palliativstationen verfügen oder mit lokalen Palliativmedizinern zusammenarbeiten, werden zumindest gut besuchte Wahlfächer oder einzelne Veranstaltungen für alle Studierenden abgehalten. An den verbleibenden 18 Fakultäten sind uns spezifisch palliativmedizinische Lehrveranstaltungen unbekannt oder von geringer Bedeutung. Schlussfolgerungen: Eine ausführliche Auflistung der Lehrsituation an den Fakultäten gibt Anregungen zum Ausbau der Lehre und Informationen für interessierte Studierende vor Ort. Die Zusammenfassung erlaubt eine bessere Übersicht und Vergleichbarkeit, die Beobachtung von Veränderungen wird vereinfacht. Die Einführung als Pflichtlehrfach bietet einerseits große Chancen, weist andererseits erhebliche Risiken auf. Ohne einen begleitenden Ausbau palliativmedizinischer Strukturen an den Fakultäten werden viele unter dem Zwang, plötzlich Palliativmedizin lehren zu müssen, auf ungeeignete Lehrkräfte zurückgreifen, die das sensible Fach den Studierenden gegenüber nicht authentisch und glaubwürdig vermitteln können.