Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - A15
DOI: 10.1055/s-2006-959150

Rituale bei Sterbenden – Umgang mit Trauer

R Schwarzenauer 1
  • 1Pfarrer, Pfarrzentrum St. Severin, Salzburg, Österreich

Die Thesen für die Rituale bei Sterbenden: In allen Phasen bleibt der Sterbende ein Mensch und hat das Recht, als solcher behandelt und gesehen zu werden. Dies trifft auch bei der medizinischen Versorgung zu, denn die Anrede mit dem Namen und nicht mit Nummer „soundso“ zeigt dem Patienten, dass er doch noch ein Mensch ist und keine Nummer. Ebenfalls wichtig ist die Pflege des sozialen Kontakts gekoppelt mit dem Besuchsrecht von Angehörigen. Die geordnete Hinterlassenschaft bringt ein wesentliches Element der Beruhigung. Aber auch die geordnete Innenlandschaft (belastende Probleme des Patienten) gehört zu diesem Punkt zugeordnet. Im Sterben konzentrieren sich Empfindungen: Hier sollte man darauf achten, dass im Patientenzimmer keine Erbfragen geklärt werden, denn der Hörsinn eines Sterbenden bzw. im Koma Liegenden bleibt noch lange aktiv. Was für den Patienten auch hilfreich ist, dass er nicht allein gelassen wird. Religiöse Riten wie Krankensalbung (r. k.), „Abschiedsriten“ (orth.), Segnungen (ev.) sind sehr einprägsam und hilfreich. Im Islam wird dem Sterbenden immer wieder das Glaubensbekenntnis ins Ohr geflüstert. Die „Krankensalbung“ – oft als „Sterbesakrament“ empfunden und ausgedrückt – verdichtet die guten Wünsche und Gebete der religiösen Gemeinschaft und betont die Zusammengehörigkeit mit ihr.

Das Ritual wird folgendermaßen aufgebaut: Der Priester eröffnet mit Weihwasser (dem Symbol der Taufe) „das letzte Gebet.“ Der Patient hat die Möglichkeit zur Beichte. Weiters besteht das Ritual aus Fürbittgebeten, der Handauflegung des Priesters und die Salbung mit geweihtem Öl auf Stirn und Hand. Nach dem Vaterunser und der Kommunionfeier (wenn möglich) finden am Ende das Schlussgebet und der feierliche Segen statt. Der Priester versucht folgende Zeichen und Symbole zu vermitteln: Du bist eingebettet in eine betende Gemeinde und Kirche, denen Deine Situation nahe geht. Lass alles, was Dich beschwert, zurück. Was auf Dich und uns alle wartet, ist schön: Du gehst nicht ins Nichts, sondern zu einem liebenden Gott und den „Vorfahren.“ Die Salbung ist ein verlässliches Zeichen (bzw. Mittel), dass Gott Dir beisteht und Dich stärkt. Der Segen ist die Zusage, dass Gott in Dir, um Dich, über Dir und bei Dir sein wird, wenn du die Erde und den Körper verlässt.

Schlussendlich müssen die Angehörigen lernen, mit der Trauer umzugehen und loslassen zu können. Dabei kann es hilfreich sein, wenn der Priester mit ihnen für den Verstorbenen betet, wenn es vom Bekenntnis her erlaubt ist. Die Trauer kann man auf unterschiedliche Weise ausdrücken, z.B. im Judentum das „Shive-Sitzen“ und im Christentum das „Schwarz-Tragen“. Hilfreich können auch lange Spaziergänge bzw. Besinnungstage sein, um den Vorfall besser verarbeiten zu können.