Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1992; 27(1): 23-30
DOI: 10.1055/s-2007-1000247
Originalien:

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Einflüsse fremdblutsparender Verfahren auf Plasmaspiegel und Elimination von Midazolam bei Patienten mit Hüftgelenksoperationen

Plasma Concentration and Elimination of Midazolam during Haemodilution and Intraoperative Autotransfusion in Total Hip Joint ArthroplastyC. Krier1 , A. Henn-Beilharz1 , A. Ritter1 , U. Klotz2
  • 1Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Katharinenhospital, Stuttgart
  • 2Dr.-Margarete-Fischer-Bosch-Institut für klinische Pharmakologie, Stuttgart
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Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Durch die zunehmende Verbreitung komplexer blutreicher operativer Eingriffe haben nicht zu beseitigende Risiken der Fremdbluttransfusion alternativen Verfahren einen zunehmenden Stellenwert verschafft.

Fragestellung: Die vorliegende Arbeit untersucht die Einflüsse von präoperativer Hämodilution und intraoperativer Autotransfusion auf die Midazolamplasmaspiegel beim künstlichen Ersatz des Hüftgelenkes.

Studiendesign: Die Untersuchung wurde prospektiv an 10 Patienten, die sich einem operativen Hüftgelenksersatz unterzogen, durchgeführt. Die Bestimmung der Plasmaspiegel erfolgte mittels Gaschromatographie zu verschiedenen, durch den Operationsverlauf sowie durch das Hämodilutions- bzw. Autotransfusionsverfahren definierten Zeitpunkten. Die Ergebnisse werden mittels deskriptiver Statistik (Mediän, min, max) angegeben.

Ergebnisse: Durch Retransfusion von Hämodilutionsblut werden im Mittel 151 μg, entsprechend 1,8 % der mittleren applizierten Midazolammenge, dem Patienten wieder zugeführt. Durch die Aufbereitung im Haemonetics-Cell-Saver werden 99,5 % des im Reservoir befindlichen Midazolams eliminiert. Maximal fand sich im gewaschenen autologen Erythrozytenkonzentrat eine Midazolammenge von 5,5 μg.

Diskussion: Ein analytisch faßbarer Einfluß auf die Plasmaspiegel durch Retransfusion des Erythrozytenkonzentrates ist in Anbetracht der Nachweisgrenze von 2 μg/l nicht denkbar. Eine Gefährdung des Patienten durch die Retransfusion ist daher ausgeschlossen. Die nahezu vollständige Midazolamelimination durch den Waschvorgang im Haemontics-Cell-Saver steht im Einklang mit den Ergebnissen von Hanowell und Mitarb. (Anesth. Analg. 1989), die Fentanyl untersuchten. Die Plasmaspiegelverläufe zeigen große interindividuelle Unterschiede. Im Einzelfall scheinen Faktoren, die eine Verlängerung der Halbwertszeit erwarten lassen, wie Adipositas und Alter, gegenüber der auch in der Literatur beschriebenen großen interindividuellen Variabilität der Halbwertszeit nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Für eine möglicherweise durch unterschiedliche Leberperfusion im Rahmen von Narkose und Operation bedingte variierende Elimination fanden sich keine Hinweise, ein Einfluß kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Postoperativ ist aufgrund der gemessenen Plasmaspiegel höchstens mit Müdigkeit zu rechnen. Bei 80 % der Patienten war midazolambedingt eine Beeinträchtigung der Vigilanz ausgeschlossen.

Schlußfolgerung: Für den Patienten besteht durch die präoperative Hämodilution und die intraoperative Autotransfusion bei Verwendung von Midazolam als Einleitungshypnotikum kein Risiko.

Summary

Objective: The question was to evaluate whether haemodilution or intraoperative autotransfusion have an influence on plasma levels and clearance of midazolam.

Design: The study was designed as a prospective evaluation of patients with total hip joint replacement. The patients received neuroleptanalgesia supplemented with enflurane. After induction of anaesthesia with midazolam (0.1 mg/kg body weight) haemodilution procedure was started. During surgery a cell saver was used for blood salvage. In the recovery room drainage blood was also being processed by a cell saver.

Patients: The study includes 10 patients belonging to ASA-group II with an average weight of 79.4 kg (53 - 100 kg), at an average age of 57.9 years (44 - 68 years). Measurements and main results: Midazolam was measured in patient blood and in autologous blood units by gas chromatography. 151 μg of midazolam, i. e. 1.8 % of the initial dose was retransfused in heamodilution blood. By processing of blood in die cell saver, 99.5 % of the amount of midazolam found in the sample unit was eliminated. The maximum quantity was 5.5 μg in the washed autologous red cell concentrate.

Conclusion: Considering the analytic limit of 2 μg/l of midazolam in plasma, retransfusion of autologous blood cannot influence the plasma concentration of midazolam. Therefore, there is no risk of resedation in retransfusing autologous blood postoperatively.

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