Fortschr Neurol Psychiatr 1992; 60(12): 481-486
DOI: 10.1055/s-2007-1000672
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neurologische Begleiterkrankungen des M. Crohn

Neurological disturbances in Crohn's diseaseB.  Neundörfer
  • Neurologische Klinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nümberg
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Publication Date:
10 January 2008 (online)

Abstract

Disturbances of the central and peripheral nervous system in Crohn's disease can be directly or indirectly caused by the disease itself or by the treatment. The first mentioned disturbances are very seldom. Cerebral arterial and venous thromboses can be attributed to hypercoagulation. Malabsorption of vitamin B 12 or folic acid can lead to a subacute combined degeneration of the spinal cord, sometimes in combination with a polyneuropathy and an encephalopathy. Spinal abscesses very seldom occur. An opticusneuropathy can be caused either by vasculitis or by a lack of vitamin A and/or vitamin B. Polyneuropathies in Crohn's disease which are not induced by drugs are manifested as mononeuritis multiplex or as symmetrical sensory neuropathy. An autoimmune process is being discussed as the probable cause of there diseases.

In some cases large doses and prolonged administration of metronidazole can lead to cerebral dysfunctions with state of confusion, alterations of consciousness, cerebral convulsions and cerebellar syndrome. Most of these symptoms disappear rapidly after this drug is no longer administered. In long-term administration of metronidazole 10- 50 % of the patients develop a sensory polyneuropathy with a total dosis of at least 22.5 g, but mostly above 60 g. After the use of metronidazole is stopped, it takes a substantial period of time until there is a full recovery from the symptoms.

Zusammenfassung

Störungen des zentralen und/ oder peripheren Nervensystems in Zusammenhang mit dem Morbus Crohn können direkt oder indirekt mit der Erkrankung selbst in Beziehung stehen oder durch die Behandlung mit Metronidazol hervorgerufen werden. Die ersteren Erkrankungen sind sehr selten. Durch eine beim M. Crohn oft zu beobachtende Hyperkoagubilität des Blutes kann es zu arteriellen und venösen Thrombosen zerebraler Gefäße kommen. Durch einen malabsorptionsbedingten Vitamin B12- oder Folsäuremangel kann sich eine funikuläre Spinalerkrankung entwickeln, die auch mit einer Enzephalopathie und Polyneuropathie verbunden sein kann. In seltenen Fällen kann es zu einem spinalen Abszeß oder einem spinalen Empyem, z. B. als Fortleitung eines Psoasabszesses, kommen. Sehnervenstörungen können durch eine Vaskulitis oder als Folge einer Mangelernährung mit Vitamin A und/ oder B hervorgerufen werden. Polyneuropathien beim M. Crohn, die nicht medikamentös induziert sind, manifestieren sich entweder als Mononeuritis multiplex oder als symmetrische, vorwiegend sensible Polyneuropathie. Als Pathogenese wird ein Autoimmunprozeß diskutiert.

Unter hochdosierter Metronidazolverabreichung kann es in Einzelfällen zu zerebralen Funktionsstörungen, Verwirrtheitszuständen, Bewußtseinsveränderungen, zerebralen Anfällen und zerebellaren Symptomen kommen, die sich nach Absetzen der Medikation schnell zurückbilden. Bei Langzeitbehandlung mit Metronidazol tritt ab einer Gesamtdosis von mindestens 22,5 g, meist aber ab einer Gesamtmenge über 60 g, bei 10 bis 50% der Patienten eine sensible Polyneuropathie auf, die häufig mit quälenden Parästhesien einhergeht. Nach Absetzen der Medikation kann es lange dauern, bis eine vollständige Rückbildung der Symptome eintritt.

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