Messung des extravaskulären Lungenwassers - sinnvoll zur Verlaufsbeobachtung des ARDS?

Zusammenfassung

In einer Serie von 858 Einzelmessungen wurden 40 Patienten mit schwerem ARDS Stadium III und IV nach Morel während maschineller Beatmung, einschließlich der extrakorporalen CO₂-Elimination, in ihrem Lungenwasserverlauf beobachtet. Dabei korrelierte das extravaskuläre Lungenwasser im Gesamtkollektiv weder mit Werten des Gasaustauschs, wie AaDO₂ oder intrapulmonaler Rechts-Links-Shunt, noch mit hämodynamischen Variablen, wie zentraler Venendruck, PCWP, pulmonal-arterieller Druck oder Herzminutenvolumen. Auch die 24-Stunden-Flüssigkeitsbilanz hatte im Gesamtkollektiv keinen Einfluß auf das extravaskuläre Lungenwasser. Ein prognostischer Trend kann aus der einmaligen Bestimmung des extravaskulären Lungenwassers also nicht abgeschätzt werden. Vielmehr zeigt das extravaskuläre Lungenwasser in seinem Zeitverlauf eine bessere prognostische Aussagefähigkeit. So ist ein starker Abfall des primär erhöhten Lungenwassers mit einer guten Prognose verknüpft, während ein mittelgradig erhöhtes Lungenwasser, welches im weiteren Verlauf konstant bleibt, prognostisch ungünstig zu beurteilen ist (Lungenfibrose). - Insofern kann die Bestimmung des extravaskulären Lungenwassers besonders während der extrakorporalen CO₂-Eliminationsbehandlung zusammen mit der AaDO₂ mit zur Verlaufsbeobachtung herangezogen werden, da die Bestimmung des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts wie auch Computertomographien des Thorax während der Bypasszeit aus methodischen Gründen schlecht oder gar nicht zur Verlaufsbeobachtung herangezogen werden können. - Eine Erhöhung des extravaskulären Lungenwassers durch PEEP-Erhöhung konnte bei den Patienten mit ARDS nicht nachgewiesen werden. - Die Bestimmung des extravaskulären Lungenwassers mit der Doppelindikatormethode zeigte sich in unserem Patientenkollektiv als brauchbare und valide Methode mit einem Variationskoeffizient von 4,9 ± 3,5 %.

Summary

In 40 adult patients suffering from severe ARDS stage III and IV (Morel) we examined the course of the extravascular lung water (EVLW) measured by the double indicator dilution method with 858 single measurements, during mechanical ventilation with PEEP, or extracorporal CO₂ elimination (ECCO₂ R). - No correlation could be found between EVLW and the values of alveolar arterial oxygen difference (AaDO₂) and intrapulmonary right-left shunt (Q_s/Q_t) or haemodynamic values such as CVP, PCWP, mean pulmonary arterial pressure, or the 24h fluid balance. It was, therefore, not possible to estimate a prognostic trend based on a single measurement of EVLW. - However, the course EVLW was more appropriate to perceive the prognostic trend of ARDS because a rapid decrease of very high EVLW was correlated with a decrease of AaDO₂ (r = 0,87); whereas letal ARDS (fibrosis) was associated with moderately increased, unchanged EVLW. - However, during the ECCO₂-R treatment the repeated estimation of EVLW and AaDCh is a useful tool to assess recovery because other parameters such as Q_s/Q_t and chest computer tomography during long-term bypass are very difficult or impossible to employ for this purpose. - A change of EVLW with increasing PEEP level could not be found. - The reproducibility of 858 EVLW values was excellent with a coefficient of variation of 4.9 ± 3.5 %