Fortschr Neurol Psychiatr 1989; 57(9): 383-394
DOI: 10.1055/s-2007-1001134
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein Beitrag zur Kenntnis klinischer Verläufe von chronischen Methamphetaminpsychosen

A Contribution to the Knowledge of Clinical Courses of Chronic Methamphetamine PsychosesH.  Fujimori1 , Y.  Nakatani2 , M.  Sakaguchi3
  • 1Früher: Städtisches Matsuzawa Krankenhaus Tokyo Stipendiat des. DAAD 1963-1965
    Jetzt: Tokyo Metropolitan Bokuto Hospital Forschungsinstitut für Psychiatrie in Tokyo
  • 2Forschungsinstitut für Psychiatrie in Tokyo
  • 3Städtisches Matsuzawa Krankenhaus Tokyo
Further Information

Publication History

Publication Date:
09 January 2008 (online)

Abstract

3 cases with chronic methamphetamine psychoses (MAP-P) were studied from the clinical psychiatric point of view and discussed:

1.) The average time of occurrence of psychotic symptoms in our 3 cases after beginning of MAP abuse was two or three years.

2.) Although the psychotic states (often schizophrenia-like) were stable for a short time, the symptoms recurred promptly after reinjection of a small amount of MAP, unspecific stress or drinking sake (flashback phenomenon). The recurrence may happen even after several years.

3.) In cases of chronic MAP-P disturbances of consciousness are rare. Chronic process of MAP-P cases may show acute transient disturbances of consciousness (flashback phenomenon).

4.) The change of affects and behaviour ranges between irritable and indifferent attitudes. While there are close connections between the disturbance of feeling and change of personality (Wesensänderung), it is very difficult to decide whether premorbid character traits are dominant or there is a change of personality or emotional disturbance.

5.) About acute psychic symptoms which are responsible for recurrence of MAP-P, MAP-abusers make the experience that their intimate personal affairs are overlooked and become public (uncovered defensive experiences). In chronic cases of MAP-P we often meet patients with hypertrophic self-feeling or delusion of grandeur predominant in the symptomatology.

6.) In our cases sensations were amalgamated into each other and there were hallucinatory experiences without clear division between them.

7.) In chronic cases the auditory hallucinations criticized or censured the patients for their behaviour. Thought echoing (Gedankenlautwerden) was found. We found signs of mind reading (Gedankenausbreitung).

Zusammenfassung

Drei Fälle von chronischen Methamphetaminpsychosen (MAP-P) mit ihren Residual- bzw. chronischen Zuständen wurden vom klinisch-psychiatrischen Standpunkt aus eingehend bearbeitet. Dabei sind wir zu folgenden Ergebnissen gekommen:


1. Bei unseren drei Probanden besteht im Durchschnitt ein 2-3jähriges Intervall zwischen dem Beginn des Methamphetaminabusus (MAP-Abusus) und dem Erscheinen der psychotischen Symptome.
2. Auch dann, wenn die psychotischen Zustände (häufig schizophreniform) innerhalb kurzer Zeit remittieren, kann durch eine erneute Metliamphetamininjektion bereits in kleiner Dosierung, wie auch durch unspezifischen psychischen Druck und durch das Trinken von Sake (Reiswein) leicht ein Rezidiv (Flashback-Phänomen) ausgelöst oder vorbereitet werden, das einen Verlauf von einigen Jahren oder gelegentlich sogar von vielen Jahren nehmen kann.
3. Es handelt sich zwar im allgemeinen bei chronischen MAP-P selten um eine Bewußtseinsstörung, die dem exogenen Reaktionstyp Bonhoeffers zuzuordnen wäre, manchmal finden sich jedoch Patienten mit chronisch verlaufenden psychotischen Zuständen, bei denen man im Zweifel sein muß, ob es auf dem Boden eines Flashback-Phänomens nicht doch zu einer akuten vorübergehenden Bewußtseinsstörung gekommen ist .
4. Unsere Probanden sind gekennzeichnet durch affektive Labilität und Veränderungen, die das weite Spektrum zwischen Reizbarkeit und Interesselosigkeit umfassen. Die Affektstörung steht in enger ,Bezie4ung zu der Wesensänderung, allerdings ist schwer zu entscheiden, ob es sich um eine Veränderung der Persönlichkeit, um eine Zuspitzung der ursprünglichen prämorbiden Persönlichkeitszüge oder eine Affektstörung handelt.
5. Im Rezidiv der chronischen MAP-P fühlen sich die Kranken beobachtet und bloßgestellt (defensive Erlebnisse). Bei den chronischen Fällen kommt dann aber ein hypertrophiertes Selbstwertgefühl oder ein Größenwahn zur Geltung.
6. Bei unseren Probanden findet sich eine Verschmelzung der verschiedenen Sinneswahrnehniungen, eine gegenseitige Umstellung der einzelnen Sinneselemente und eine Aufhebung der Unterscheidung zwischen Wahrnehmung und Vorstellung.
7. Bei chronischen Fällen entwickelt sich neben den kommentierenden Stimmen ein Erleben der Gedankenausbreitung und des Gedankenlautwerdens. Auf dem Boden dieses Erlebens fühlen sich die Patienten in ihrem Verhalten abgelenkt und im Innersten durchschaut.

    >