Fortschr Neurol Psychiatr 1981; 49(11): 406-414
DOI: 10.1055/s-2007-1002344
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Diphenylhydantoin, Epilepsie, Kleinhirnatrophie - Histologische und elektronenmikroskopische Untersuchungen

Diphenylhydantoin, Epilepsy, Cerebellar Atrophy - Histological and Electron Microscope ExaminationsC.  Breiden-Arends , F.  Gullotta
  • Institut für Neuropathologie der Universität Bonn
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Publication Date:
08 January 2008 (online)

Abstract

Neuropathological investigations of CNS of two epileptic patients (a man and a woman), who had been treated over years with diphenylhydantoin, disclosed in both cases a severe cerebellar atrophy, with almost complete loss of Purkinje cells. Hypoxic tissue alterations were found neither in cerebellum nor in cerebrum. Ultrastructural examination of formalin fixed tissue revealed in cytoplasm of degenerating Purkinje cells multilamellar structures similar to those reported by other authors, presumably consisting of proliferated cisternae of endoplasmic reticulum, degenerating mitochondria and ,,multilamellar cytoplasmic bodies''. However, these findings are very probably not specific; they were detected also in Purkinje cells of a non-epileptic patient of the same age-group, suddenly deceased by car accident.

Reversible cerebellar dysfunction is a common manifestation of acute phenytoin toxicity. However, further factors can influence the action of DPH, leading to chronic intoxication and irreversible cerebellar damage. A review of these factors is given. The periodic monitoring of serum DPH-concentration is emphasized.

Zusammenfassung

Anhand von zwei eigenen licht- und lektronenmikroskopisch untersuchten Beobachtungen wird die umstrittene Problematik der Kleinhirnschädigung durch Diphenylhydantoin erörtert. In beiden Fällen handelt es sich um Patienten mit einer Epilepsie, die lange Zeit mit DPH behandelt worden waren. Kurz vor dem Tod trat ein irreversibles zerebelläres Syndrom auf.

Morphologisch wurde in beiden Fällen eine diffuse Purkinjezellatrophie festgestellt, die in ihrer Art und Topographie nicht einer hypoxischen, sondern vielmehr einer toxischen Schädigung entsprach. Hypoxische Gewebsveränderungen wurden an keiner Stelle des ZNS festgestellt. Die am formolfixierten Material durchgeführte elektronenmikroskopische Untersuchung deckte im Cytoplasma der noch vorhandenen bzw. degenerierenden Purkinjezellen lamellär angeordnete Strukturen auf, bei denen es sich wahrscheinlich um unspezifische proliferierende Zisternen des endoplasmatischen Retikulums handelte. Diese Strukturen wiesen jedoch auch Ähnlichkeiten mit degenerierenden Mitochondrien sowie mit den Membraneous Cytoplasmic Bodies zahlreicher humaner und experimenteller Neurolipidosen auf.

Die Faktoren, die das Entstehen einer DPH-bedingten Kleinhirnschädigung begünstigen können, werden erörtert. Wenn auch in einigen dieser Fälle eine hypoxische Vorschädigung des Kleinhirns theoretisch nicht ausgeschlossen werden kann, so zeigt doch die synoptische Betrachtung von klinischem Verlauf und morphologischen Befunden, daß in der Mehrzahl der mitgeteilten Beobachtungen (einschließlich unserer) für das Auftreten der Kleinhirnschädigung das DPH die entscheidende Rolle gespielt hat. Auf die Notwendigkeit einer ständigen Kontrolle des DPH-Serumspiegels wird ausdrücklich hingewiesen.

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