Zusammenfassung
Der Wert der kardiopulmonalen Reanimation (CPR) ist erst durch Langzeitbeobachtungen
reanimierter Patienten (Pat.) nachzuweisen. Entscheidend sind die Entlassung der Pat.
aus der Krankenhausbehandlung, die zerebrale Situation und die spätere Lebensqualität.
Die vorliegende Studie untersucht das Schicksal von 168 Patienten, die im Rettungsdienst
von Notärzten des Rettungszentrums am Hamburger Bundeswehrkrankenhaus primär erfolgreich
wiederbelebt und nach Stabilisierung der Herzaktion in eines der Hamburger Notfallkrankenhäuser
aufgenommen wurden. 130 Pat. verstarben während der Krankenhausbehandlung und 38 Pat.
(Überlebensrate: 7,9 % bei insgesamt 480 Reanimationsversuchen) wurden aus dem Krankenhaus
entlassen. Davon blieben 32 ohne wesentliche neurologische Schäden. 15 der 38 Überlebenden
verstarben innerhalb der ersten drei Jahre nach Krankenhausentlassung (3-Jahre-Überlebensrate:
4,8 % aller Reanimationsversuche oder 60 % der Überlebenden). 4 der insgesamt 6 Überlebenden
mit zerebraler Schädigung verstarben innerhalb von 6 Monaten nach Krankenhausentlassung.
In persönlichen Interviews (n = 28) mit den Überlebenden und deren Angehörigen wurde
versucht, neben Erinnerungen an das Reanimationsereignis besonders auch die subjektiv
empfundene Lebensqualität nach CPR zu erfassen. 64 % (n = 18) klagten über eine Einschränkung
der körperlichen Belastbarkeit. Eine Verminderung der Merk- (68 %) und Konzentrationsfähigkeit
(61 %) wurde ebenso wie eine Einschränkung des Reaktionsvermögens (32 %) beobachtet.
5 der Befragten litten unter gelegentlichen depressiven Verstimmungszuständen. Aufgrund
von Fragen nach Bedeutung von Familie, Beruf, Hobby und Umwelt betrachteten 68 % der
Überlebenden den Sinn des Lebens als unverändert, 25 % als eingeschränkt und für 7
% hatte das Ereignis auch positive Auswirkungen auf die Lebenseinstellung. 8 Pat.
wurden nach CPR erwerbsunfähig. Fast alle der Befragten zeigten sich über die damaligen
Reanimationsmaßnahmen orientiert, konnten sich aber an diese selbst nicht erinnern.
Nur einer der Überlebenden berichtete über „Schläge auf die Brust”. 89 % der Befragten
betrachteten die CPR insgesamt als eine sinnvolle Maßnahme, allerdings erklärten sich
nur 67 % mit einer nochmaligen Wiederbelebung einverstanden.
Die Analyse des Spätverlaufes zeigt, daß schwere, über Jahre andauernde invalide und
pflegebedürftige Fälle nach präklinischer CPR selten sind. Die meisten der Überlebenden
können trotz einiger Veränderungen der beruflichen, physischen und psychischen Situation
ihr früheres Leben ohne wesentliche Beeinträchtigungen der Lebensqualität fortsetzen.
Summary
The value of successful cardiopulmonary resuscitation (CPR) must be considered in
the light of late outcome of survivors, including the neurological situation as well
as the subsequent quality of life. We followed up the fates of 168 patients (pts)
primary successfully resuscitated by rescue helicopter and mobile intensive care unit
of the rescue centre at the military hospital of Hamburg and admitted to emergency
hospitals after heart action became stabilised. 130 pts died during hospitalisation
and 38 pts (7.9 % of 480 resuscitation attempts total) were discharged from hospital.
32 of them had no essential neurologic damage. Within the next 3 years after discharge
from hospital 15 of the 38 survivors died (3-year-survival rate: 4.8 % of all attempts
of CPR or 60 % of survivors). 4 of the 6 survivors with persistent cerebral damage
died within 6 months after discharge from hospital. Interviews (n = 28) with survivors
or their relatives provided information on social situation, physical and psychical
condition after CPR as well as recollection of CPR. 29 % (n = 8) became incapacitated
for work after CPR. 68 % considered meaning of life unchanged, 25 % as limited and
for 7 % the incident had a positive effect concerning their outlook on life. 18 %
(n = 5) suffered from depressions after CPR. Reductions of physical efficiency (64
%), of memory (68 %) and of concentration capacity (61 %) were realised. The majority
of survivors did not remember anything, neither experiences of intubation nor of external
cardiac massage. Only one patient thought he remembered the incident and reported
about ”blows on the chest”. 89 % considered resuscitation to be a sensible and important
provision. However, only 67 % declared their consent to another CPR, if it would be
necessary. The analysis of late outcome indicates that in spite of certain alterations
in the occupational, physical and psychical situation, most of the survivors after
prehospital CPR were able to resume their previous lives without gross impairment
of their life quality.