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DOI: 10.1055/s-2007-1003852
Neostigmin und Insuffizienz intestinaler Anastomosen
Neostigmine and Dehiscence of Intestinal AnastomosesPublication History
Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung
Eine Studie aus dem Jahre 1968 weist eine Steigerung der Häufigkeit von Rupturen nach ileorektalen Anastomosen auf das Neunfache der Kontrollwerte aus, wenn ein Kurareüberhang durch Neostigmin antagonisiert wurde. Spätere Studien konnten diese Befunde nicht bestätigen, obgleich die intestinalen Nebenwirkungen des Neostigmins im Prinzip außer Frage stehen. Aufgrund tierexperimenteller Befunde und klinischer Beobachtungen darf in der Regel davon ausgegangen werden, daß technisch einwandfrei ausgeführte Anastomosen am gesunden Darm der neostigminbedingten Hyperperistaltik standhalten. Ausnahmefälle können jedoch nicht ausgeschlossen werden, bei denen eine Summation von Risikofaktoren wie Kachexie, pathologische Bedingungen im Bereich der Anastomose, chronische Steroidmedikation, Anämie etc. die zusätzliche Wirkung von Neostigmin zum Risikofaktor werden lassen. In solchen Fällen sollte auf seine Anwendung verzichtet werden. Geeignete anästhesiologische Techniken bestehen in der streng bedarfsadaptierten Dosierung kompetitiver Muskelrelaxantien mit Hilfe eines Nervstimulators, Verwendung möglichst kurz wirksamer kompetitiver Muskelrelaxantien sowie primärer Nachbeatmung im Falle eines Wirkungsüberhangs. Besteht Veranlassung zur Antagonisierung einer überhängenden neuromuskulären Blockade, so sollte diese Maßnahme noch in tiefer Halothannarkose und mit Hilfe eines Cholinesterasehemmers mit weniger muskarinartigen Nebenwirkungen, z. B. Edrophonium 0,5-1 mg/kg, durchgeführt werden.
Summary
In a study from 1968, anastomotic leakage was reported to be nine times as frequent if neostigmine was used for reversal of curare action than in control patients. Subsequent studies did not confirm this finding although it is not disputed that neostigmine activates bowel peristalsis. Both animal experiments and clinical observations indicate that anastomoses in undamaged bowel, if properly done, withstand all kinds of hyper-peristalsis. However, it cannot entirely be excluded that coincident pathologic conditions (cachexia, damaged bowel, chronic steroid medication, anaemia etc.) may occur, in which neostigmine administration is unsafe. Appropriate anaesthesiological techniques to avoid the need for neostigmine include titration of the individual relaxant requirement by means of a peripheral nerve stimulator, preference of intermediate or short-acting nondepolarizing muscle relaxants and primary postoperative mechanical ventilation. If nevertheless reversal of residual nondepolarizing block is decided, it should be performed with deep halothane anaesthesia still maintained and by means of an anticholinesterase agent with little muscarinic side effect such as edrophonium (0.5-1.0 mg/kg).