Zusammenfassung
An nicht entkalkten Dünnschliffen von Laryngektomiepräparaten wurden Mechanismen der
Invasion von Plattenepithelkarzinomen in das Hartgewebe des Kehlkopfgerüsts untersucht.
Der Tumor infiltriert das Kehlkopfskelett immer indirekt durch Zell- oder humoral
vermittelte Mechanismen. Es konnte das morphologische Korrelat einer tumorassoziierten
Osteoklastenaktivierung und Kollagenasefreisetzung gefunden werden. Der Wirtsorganismus
antwortet gewebespezifisch mit Abwehrmechanismen an zwei Fronten. Knochen reagiert
mit tumorferner Knochenneubildung bzw. Knochenapposition, hyaliner Knorpel ebenfalls
mit tumorferner Knochenneubildung und hat der Tumor den Knorpel erreicht mit Neubildung
von Grundsubstanz, die die tumoreigene Kollagenasefreisetzung hemmt. Die bei dieser
lokalen Interaktion freigesetzten Substanzen werden durch Makrophagen phagozytiert
und im Rahmen der zellulären Spätphase als Antigen erkannt. Das Immunitätssystem des
Körpers antwortet durch Ausbildung von Plasmazellen. Ist diese lokale immunologische
Interaktion gestört, zum Beispiel nach Bestrahlung eines tumortragenden Kehlkopfes,
kann der Tumor direkt in das Kehlkopfgerüst vordringen. Mikrophagen beseitigen dann
durch Phagozytose den Abraum der Tumorinvasion. Es resultieren Nekrosen und Knochen-Knorpel-Sequester.
Auf dem Hintergrund dieser Befunde wird das therapeutische Prinzip, dass bei Larynxkarzinomen,
die das Kehlkopfgerüst infiltriert haben, die alleinige Strahlenbehandlung nicht ausreicht,
bestätigt, da durch diese die spezifische lokale Abwehr gestört und die Tumordestruktion
und damit die Metastasierung gefördert wird. Ist eine operative Therapie nicht mehr
möglich, ist zu prüfen, ob die endolaryngeale laserchirurgische Tumorverkleinerung
unter Erhaltung des Kehlkopfskeletts unter diesem Aspekt die geeignetere alternative
Palliativmaßnahme darstellt.
Summary
Mechanisms of invasion of squamous cell carcinoma into the framework of the larynx
were studied in non-decalcified acrylic embedded tissue. Destruction was always an
indirect process mediated by giant cells or proteases. Two different stages of tissue
specific response wrere seen. Bone was reacting with osteoneo-genesis in the interface
and with apposition of bone at the tumour nonattached side. Hyaline cartilage was
responding with new formation of bone distant to the tumour and with production of
protease inhibiting cartilage substance, whenever the tumour was attached to cartilage
directly. Macrophages resorbed the product of these local tumour-host-interactions.
There were plasma cells indicating a local immunological activity. In cases of irradiated
carcinomatous larynxes this local immunological process seemed to be not in action.
Here tumour invaded the skeleton of the larynx directly and microphages were seen
removing the waste of destruction showing sequesters of cartilage and bone. These
findings confirm the therapeutic principle that in carcinomas infiltrating the framework
of the larynx irradiation is insufficient. Irradiation disarranges the specific local
mechanism of defence and advances destruction and metastases by the tumour. Therefore,
if operative treatment is not possible, it must be discussed, whether an alternative
palliative proceeding - for example endolaryngeal reduction of tumour masses by laser
surgery conservating the laryngeal framework - is a more adequate solution.