Rofo 1999; 170(2): 174-180
DOI: 10.1055/s-2007-1011031
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Instabilität von Wirbelsäulenfrakturen -Therapeutische Relevanz unterschiedlicher Klassifikationen

Instability of Spinal Fractures - Therapeutic Relevance and Differing ClassificationsT. Leibl1 , M. Funke1 , K. Dresing2 , E. Grabbe1
  • 1Abt. Röntgendiagnostik I
  • 2Klinik für Unfallchirurgie, Plastische und Wiederherstellungschirurgie Universitätsklinikum, Georg-August-Universität Göttingen
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Publication Date:
20 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Ziel: Es soll geprüft werden, ob die Stabilitätsbeurteilung von Wirbelfrakturen nach der Klassifikation von Magerl gegenüber dem 3-Säulen-Modell von Denis eine bessere Therapieentscheidung erlaubt. Material und Methode: Die Röntgen- und CT-Verlaufskontrollen von 99 konsekutiv behandelten Patienten mit thorakolumbalen Wirbelfrakturen wurden retrospektiv ausgewertet und die Frakturen jeweils nach beiden obigen Klassifikationen eingeteilt. Bei Anwendung des 3-Säulen-Modells wurde die Beteiligung von zwei oder mehr Säulen als instabil gewertet, bei Einteilung nach Magerl die Frakturtypen A3.2, A3.3, B und C. Danach wurde die jeweilige Stabilitätsbeurteilung mit der erfolgten Therapie und dem Therapieerfolg verglichen. Ergebnis: Nach dem 3-Säulen-Modell wurden von 53 als instabil klassifizierten Frakturen 23 operiert. Von den 30 konservativ behandelten, aber instabil eingestuften Frakturen zeigten nur fünf Fälle einen eingeschränkten Heilungserfolg. Die 46 als stabil eingestuften Frakturen wurden sämtlich mit gutem Heilungsverlauf konservativ therapiert. Bei der Einteilung nach Magerl wurden von 28 instabil klassifizierten Frakturen 21 operiert, 4 der 7 übrigen Fälle zeigten einen eingeschränkten Heilungserfolg. Von den 71 als stabil klassifizierten Frakturen wurden lediglich zwei operiert, bei den anderen 69 kam es nur einmal zum Auftreten geringer neurologischer Defizite im Verlauf. Schlußfolgerung: Die Klassifikation nach Magerl ermöglicht eine genauere Differenzierung von stabilen und instabilen Frakturen.

Summary

Purpose: To investigate if the assessment of spinal fracture stability according to the Magerl classification permits a better therapy decision than using the Denis 3-column model. Material and Methods: The x-ray and CT images of 99 consecutive patients treated for thoracolumbar spine fractures were analysed and the fractures were classified according to the above mentioned classifications. Using the 3-column model, the involvement of two or more columns was considered as unstable, whereas the fracture types A3.2, A3.3, B and C of the Magerl classification were defined as unstable. The stability evaluation was compared with the therapy decision and outcome. Results: According to the 3-column model, 23 of 53 fractures which were classified as unstable were operated. Only five of the 30 conservatively treated unstable fractures showed a reduced healing process. The 46 stable fractures were treated conservatively with good results. Using the Magerl classification, 21 of the 28 unstable fractures were operated and 4 of the remaining 7 cases showed a reduced healing process. Of the 71 stable fractures only 2 were operated and in one patient minimal neurological symptoms occurred. Conclusion: The Magerl classification enables a more exact definition of stable and unstable spinal fractures.