Zusammenfassung
Problemstellung: Patienten mit einer Anorexia nervosa (AN) weisen als Metaphänomene der Ernährungsstörung
reversible neuropsychologische und hirnmorphologische Veränderungen auf, die bislang
nur ungenügend erklärt werden können. Eine Erklärungsebene wären dynamische zerebrale
Umbauvorgänge, die mit Hilfe der Protonen-Spektroskopie untersucht werden sollen.
Methodik: Untersucht wurden 15 Patientinnen mit klinisch diagnostizierter AN (ICD; F 50.0)
mit einem Bodymass-Index (BMI) von durchschnittlich 15,8 und 17 Kontrollprobanden
ohne Ernährungsstörungen (BMI 21). Spektroskopiert wurden Voxel in der weißen Substanz
der parieto-okzipitalen Region (POR) und im Thalamus (ThR) mit einer wassersupprimierten
STEAM-Sequenz. Die Metaboliten wurden in Relation zu Phosphokreatin (PCr) ermittelt.
Ergebnisse: In beiden Voxeln wies N-acetylaspartat (NAA) als NAA/PCr keine relevanten Unterschiede
zwischen Patienten mit AN und Kontrollen auf. Signifikante Unterschiede wurden ausschließlich
für Cholin (Cho) resp. die Quotienten Cho/PCr und NAA/Cho in der POR gefunden. Die
Ergebnisse für myo-lnositol (m-lno) resp. den Quotienten m-lno/PCr in der POR und
beider relevanter Cho-Metabolitenratios in der ThR unterschieden sich z.T. deutlich,
aber nicht signifikant. Diskussion: Unverändertes NAA als NAA/PCr spricht in Korrelation mit den reversiblen klinischen
und hirnmorphologischen Befunden dafür, daß es bei der AN nicht zu einem neuronalen
Untergang kommt. Als Ursache für die Erhöhung des Peaks von Cho/PCr ist ein vermehrter
Membrankatabolismus bei der AN zu diskutieren, der zu einer Veränderung des osmotischen
Druckes im Gewebe führt. In diesem Zusammenhang ist auch die Bedeutung des m-lno als
Osmolyt zu erörtern, wenngleich die Ergebnisse bei differierenden Einzelwerten für
m-lno/PCr noch keine einheitliche Interpretation zulassen.
Summary
Purpose: The neurophysiological and neuromorphological changes in patients with anorexia nervosa
(AN) are well-known but the reason of both is still unknown. We have evaluated the
usefulness of hydrogen (H1 ) magnetic resonance spectroscopy in anorexia nervosa. Method: We investigated 15 patiens with clinically diagnosed AN (ICD F50.0) and 17 controls
without eating disorders. The body mass index (BMI) was 15.8 and 21, respectively.
The spectroscopy was recorded on two voxels in the parietookzipital white matter or
in the thalamus with a water-suppressed STEAM-sequence. The metabolites were recorded
with respect to phosphocreatine (PCr). Results: The ratio of NAA/PCr in both voxels were not significantly different when comparing
patients vs. controls. Patients showed significantly higher ratios of choline-containing
components (Cho) or, respectively Cho/PCr and NAA/PCr in the white matter. Distinct,
but not significant differences were detected both for m-lno and m-lno/PCr in the
parieto-occipital region and for the Cho- and m-lno cotained ratios in the thalamus.
Conclusion: AN is not associated with neuronal damage. The ratio of Cho/PCr and NAA/Cho may reflect
the disturbance of membrane-turnover. It is possible that the increase of membrane
catabolism leads to a hyperosmolar state. The change of m-lno/PCr ratio may reflect
the regulation of osmolarity.
Schlüsselwörter:
Ernährungsstörung - Anorexia nervosa - Protonen-Spektroskopie - Zerebrale Metaboliten
- Osmoregulation
Key words:
Eating disorder - Anorexia nervosa - Proton magnetic resonance spectroscopy - Metabolite,
cerebral - Osmolarity