Rofo 1999; 170(3): 284-289
DOI: 10.1055/s-2007-1011041
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

1H-MR-Spektroskopie bei Anorexia nervosa: Charakteristische Unterschiede zwischen Patienten und gesunden Probanden

1H-MR-spectroscopy in Anorexia nervosa: characteristic differences between patients and normal controlsF. Hentschel1 , R. Möckel2 , H. P. Schlemmer2 , A. Markus3 , C. Göpel3 , F. Gückel2 , J. Köpke2 , M. Georgi2 , M. H. Schmidt3
  • 1Abteilung für Neuroradiologie ZI Mannheim
  • 2Institut für klinische Radiologie der Universitätsklinik Mannheim
  • 3Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ZI Mannheim
  • Fakultät für klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg
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Publication History

Publication Date:
20 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Problemstellung: Patienten mit einer Anorexia nervosa (AN) weisen als Metaphänomene der Ernährungsstörung reversible neuropsychologische und hirnmorphologische Veränderungen auf, die bislang nur ungenügend erklärt werden können. Eine Erklärungsebene wären dynamische zerebrale Umbauvorgänge, die mit Hilfe der Protonen-Spektroskopie untersucht werden sollen. Methodik: Untersucht wurden 15 Patientinnen mit klinisch diagnostizierter AN (ICD; F 50.0) mit einem Bodymass-Index (BMI) von durchschnittlich 15,8 und 17 Kontrollprobanden ohne Ernährungsstörungen (BMI 21). Spektroskopiert wurden Voxel in der weißen Substanz der parieto-okzipitalen Region (POR) und im Thalamus (ThR) mit einer wassersupprimierten STEAM-Sequenz. Die Metaboliten wurden in Relation zu Phosphokreatin (PCr) ermittelt. Ergebnisse: In beiden Voxeln wies N-acetylaspartat (NAA) als NAA/PCr keine relevanten Unterschiede zwischen Patienten mit AN und Kontrollen auf. Signifikante Unterschiede wurden ausschließlich für Cholin (Cho) resp. die Quotienten Cho/PCr und NAA/Cho in der POR gefunden. Die Ergebnisse für myo-lnositol (m-lno) resp. den Quotienten m-lno/PCr in der POR und beider relevanter Cho-Metabolitenratios in der ThR unterschieden sich z.T. deutlich, aber nicht signifikant. Diskussion: Unverändertes NAA als NAA/PCr spricht in Korrelation mit den reversiblen klinischen und hirnmorphologischen Befunden dafür, daß es bei der AN nicht zu einem neuronalen Untergang kommt. Als Ursache für die Erhöhung des Peaks von Cho/PCr ist ein vermehrter Membrankatabolismus bei der AN zu diskutieren, der zu einer Veränderung des osmotischen Druckes im Gewebe führt. In diesem Zusammenhang ist auch die Bedeutung des m-lno als Osmolyt zu erörtern, wenngleich die Ergebnisse bei differierenden Einzelwerten für m-lno/PCr noch keine einheitliche Interpretation zulassen.

Summary

Purpose: The neurophysiological and neuromorphological changes in patients with anorexia nervosa (AN) are well-known but the reason of both is still unknown. We have evaluated the usefulness of hydrogen (H1) magnetic resonance spectroscopy in anorexia nervosa. Method: We investigated 15 patiens with clinically diagnosed AN (ICD F50.0) and 17 controls without eating disorders. The body mass index (BMI) was 15.8 and 21, respectively. The spectroscopy was recorded on two voxels in the parietookzipital white matter or in the thalamus with a water-suppressed STEAM-sequence. The metabolites were recorded with respect to phosphocreatine (PCr). Results: The ratio of NAA/PCr in both voxels were not significantly different when comparing patients vs. controls. Patients showed significantly higher ratios of choline-containing components (Cho) or, respectively Cho/PCr and NAA/PCr in the white matter. Distinct, but not significant differences were detected both for m-lno and m-lno/PCr in the parieto-occipital region and for the Cho- and m-lno cotained ratios in the thalamus. Conclusion: AN is not associated with neuronal damage. The ratio of Cho/PCr and NAA/Cho may reflect the disturbance of membrane-turnover. It is possible that the increase of membrane catabolism leads to a hyperosmolar state. The change of m-lno/PCr ratio may reflect the regulation of osmolarity.

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