Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2007-1014479
'Tardive' Dyskinesia: Etiological and Therapeutic Aspects
Spätdyskinesien: Ätiologische und therapeutische AspektePublication History
Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract
Common hypotheses may dominate medical opinion: tardive dyskinesia is semi-officially defined as an iatrogenic extrapyramidal disorder caused by long-term administration of antipsychotic drugs. Its prevalence is still increasing, reaching an average of 30% in recent studies. However, the development of these abnormal involuntary movements may be related to neurologic processes inherent in the treated disease and high prevalence figures may be the result of artificial calculations and extremely sensitive criteria. This hypothesis that tardive dyskinesia may be in some part idiopathic is supported by historical descriptions of dyskinesia in schizophrenic patients long before neuroleptics became available and has also emerged in several recent studies, despite concurrent treatment of the patients with neuroleptics. The available data indicate that "mental disease" is by far the most important risk factor for dyskinesia, followed by age, female sex and, ultimately, antipsychotic treatment. Not surprisingly, the disorder often does not respond to neuroleptic withdrawal and may improve slowly despite ongoing treatment to prevent psychotic relapse. In the absence of a generally applicable therapy for the disease processes leading to dyskinesia, the factors that can be controlled (overestimated need for antipsychotics, routine association with anticholinergics, suboptimal psychosocial support) must remain the basis of prevention of "tardive" dyskinesia.
Zusammenfassung
Semioffiziell handelt es sich bei den Spätdyskinesien nach gängiger Definition um iatrogene extrapyramidale Hyperkinesen, die nach längerer Anwendung neuroleptischer Medikamente auftreten und deren Häufigkeit nach neueren Studien weiter zunimmt, im Mittel sogar bis zu 30% beträgt. Die Ausbildung von Bewegungsstörungen, bzw. abnormer unwillkürlicher Bewegungen, kann jedoch auch mit neurologischen Vorgängen zusammenhängen, die durch die mit den Neuroleptika behandelte Erkrankung verursacht werden, und die hohen Häufigkeitsziffern könnten das Ergebnis nicht-praxisbezogener Berechnungen und/oder außerordentlich empfindlicher Kriterien sein. Die idiopathisch bedingte Auslösung wird gestützt durch die historisch verbürgten Berichte von Dyskinesien bei Schizophrenen lange vor der Einführung der Neuroleptika und ergibt sich auch aus mehreren neueren Studien trotz der gleichzeitigen Neuroleptikabehandlung der Patienten. Die vorliegenden Daten weisen auf "Psychiatrische Erkrankung" als weitaus bedeutendsten Risikofaktor für die Ausbildung einer Dyskinesie hin, gefolgt von Alter, weiblichem Geschlecht und schließlich antipsychotischer Behandlung. In diesem Zusammenhang überrascht es durchaus nicht, daß die Bewegungsstörungen auch bei Entzug des Neuroleptikums nicht aufhören und trotz fortgesetzter Behandlung zur Vermeidung psychotischer Rückfalle allmählich abklingen. In Ermangelung einer allgemein anwendbaren Therapie der Erkrankungen, die zu einer Dyskinesie führen, sind die kontrollierbaren Faktoren entscheidend für die Entwicklung (und damit auch die Verhütung) einer Spätdyskinesie, nämlich: Überschätzung des Bedarfs an Neuroleptika, routinemäßige gleichzeitige Verabreichung von Anticholinergika, mangelhafte psychosoziale unterstützende Maßnahmen.