Abstract
This article gives an overview of possibilities for the assessment of facial behavior.
With regard to validity, results from a longitudinal study of 36 depressed patients
and nine controls as well as of ten schizophrenic patients and their relatives will
be referred to. These results are used to illustrate the following principles which
have to be taken into account when studying facial behavior: a) communication strongly
facilitates facial expression, b) activation of facial behavior follows the "principle
of least effort", and c) the principle of individual specificity applies to the association
of nonverbal behavior and mood states. Making allowance for these principles has,
among others, consequences a) for situations or conditions under which to asses behavior
(specifically conditions of communication), b) for data analysis (e.g., dealing with
frequent and rare events), and c) for empirical or experimental strategies (e.g.,
aggregation of single-case longitudinal comparisons). From the results on facial behavior
during depression it can be concluded that the nonverbal reaction tendencies of endogenous
and neurotic depressed patients differ. Moreover, the differential behavioral patterns
observed cast doubt on the assumption of a homogeneity of affects in depression. Taking
into account the conditions which govern it, facial behavior has proved to be a valid
and, especially, a differential indicator for pathologic affective states and their
changes. Given the fact that a psychiatric illness generally incorporates emotional
problems it is more than surprising that little attention has been paid to the systematic
study of emotional behavior. Some of the reasons for this will be clarified in the
following.
Zusammenfassung
Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über die Möglichkeiten zur Erfassung mimischen
Verhaltens. Zur Bewertung der Validität werden Ergebnisse aus einer Verlaufsuntersuchung
an 36 depressiven Patienten und neun Kontrollpersonen sowie von zehn schizophrenen
Patienten und ihren Angehörigen herangezogen. Diese Ergebnisse sollen die folgenden
Prinzipien, die bei der Untersuchung mimischen Verhaltens zu berücksichtigen sind,
illustrieren: a) Kommunikation erleichtert in hohem Maße das Auftreten mimischen Ausdrucks,
b) die Aktivierung mimischen Verhaltens folgt dem ,,Prinzip des geringsten Aufwandes",
und c) auf die Beziehung zwischen nonverbalem Verhalten und Stimmungszuständen trifft
das Prinzip der Individuenzpezifität zu. Aus diesen Prinzipien ergeben sich Konsequenzen
a) für die Situationen oder Bedingungen, unter denen Verhalten zu erfassen ist (speziell
Bedingungen der Kommunikation), b) für die Datenanalyse (z. B. die statistische Behandlung
häufiger und seltener Ereignisse) und c) für empirische oder experimentelle Strategien
(z. B. die Aggregation von Einzelfall-Verlaufsbeobachtungen). Aus den Ergebnissen
zum mimischen Verhalten in der Depression kann geschlossen werden, daß sich endogen
und neurotisch depressive Patienten hinsichtlich ihrer nonverbalen Reaktionstendenzen
unterscheiden. Darüber hinaus stellen die differentiellen Verhaltensmuster die Annahme
einer Affekthomogenität in der Depression in Frage. Berücksichtigt man die Bedingungen,
die das mimische Verhalten steuern, so erweist es sich als valider und insbesondere
differentieller Indikator für pathologische affektive Zustände und deren Veränderungen.
Angesichts der Tatsache, daß eine psychiatrische Erkrankung im allgemeinen emotionale
Probleme beinhaltet, so ist es mehr als erstaunlich, daß bisher dem Studium des unmittelbaren
emotionalen Ausdrucksverhaltens so wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Einigen Gründen
hierfür wollen wir im folgenden nachgehen.