Geburtshilfe Frauenheilkd 1995; 55(3): 121-126
DOI: 10.1055/s-2007-1022788
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Genetische Risiken bei In-vitro-Fertilisation

Genetic Risks of In-Vitro-Fertilization - A ReviewUrsula G. Froster
  • Departement für Frauenheilkunde, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe, Universitätsspital Zürich, Schweiz (Direktor: Prof. Dr. A. Huch)
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die In-vitro-Fertilisation (IVF) mit Embryotransfer ist eine anerkannte Behandlungsmethode bei Infertilität. Nach Einbeziehen der andrologisch bedingten Infertilität und Sterilität in den Indikationskatalog zur IVF kommt der Frage nach möglichen genetischen Risiken zunehmend Bedeutung zu. Die Häufigkeit angeborener Fehlbildungen bei Nachkommen aus Schwangerschaften nach IVF und die Häufigkeit von Aborten sind dabei für die Patientin von besonderem Interesse. Die vorliegende Übersichtsarbeit stellt die Erfahrungen zur Fehlbildungsrate nach IVF den Daten zur Fehlbildungsrate aus populationsgenetischen Untersuchungen gegenüber. Angeborene Fehlbildungen treten bei ca. 3 % aller Lebendgeborenen in der Durchschnittsbevölkerung auf. Die Fehlbildungsrate bei Nachkommen aus Schwangerschaften nach IVF liegt mit 1,5% im Rahmen dieses Basisrisikos. Die Fehlgeburtenrate nach IVF von ca. 21 - 27% liegt, wenn man das mütterliche Alter und die exaktere Beobachtung von Frühschwangerschaften nach IVF berücksichtigt, ebenfalls nicht wesentlich über der Fehlgeburtenrate von 15 % in der Durchschnittsbevölkerung. Die Einführung mikroinvasiver Techniken in die IVF hat der Frage nach genetischen Risiken für Nachkommen aus Schwangerschaften nach IVF erneute Aktualität verliehen. Der Indikationsbereich der subzonalen oder intrazytoplasmatischen Spermieninjektion schließt vermehrt andrologische Störungen ein, die ihrerseits Ausdruck einer chromosomalen, syndromalen oder monogen vererbten Störung sein können. Ein Beispiel hierfür ist die Vas-deferens-Aplasie bei einer Mutation im Mukoviszidose-Gen. Eine zytogenetische oder klinisch-genetische Abklärung ist insbesondere in Fällen von andrologisch oder idiopathisch bedingter Sterilität oder Infertilität zu empfehlen. Beispiele autosomal dominant erblicher Krankheitsbilder mit reduzierter Fertilität, die eine humangenetische Abklärung und Beratung der Patienten wünschenswert machen, sind tabellarisch zusammengefaßt.

Abstract

In-vitro fertilization (IVF) with embryo transfer is a well established therapy in infertility. With the increase of andrological problems as reasons for IVF the question of possible genetic risks is gaining additional attention. For the patients, the incidence of congenital malformations in their offspring resulting from IVF as well as the incidence of spontaneous abortions are of particular interest. In this review population genetic data of congenital malformations are compared to those found in IVF populations. On average, congenital malformations occur in 3 % of all livebirths in an unselected population, whereas there were 1.5% newborns with congenital malformations reported in the IVF population. This is well within this basic background risk for congenital malformations. Bearing maternal age and especially careful follow-up of early pregnancies after IVF in mind, the rate of spontaneous abortions after IVF (21 to 27%) is also not significantly increased above the rate of 15 % in the unselected general population. The introduction of microinvasive techniques into IVF has given the question of possible genetic risks for the offspring from IVF using these techniques, a great deal of topical interest. The range of indications of subzonal or intracytoplasmatic sperm injection (ICSI) includes andrological problems to a high degree which themselves could be the result of chromosomal anomalies or hereditary disorders. One example is the vas deferens aplasia in one form of CF mutations. Cytogenetic and clinical genetic evaluation should be recommended especially in cases of andrological or idiopathic sterility and infertility. Some examples of autosomal dominant syndromes in which clinical genetic evaluation and genetic counselling are advisable are listed in a summarizing table.

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