Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit ist eine Zusammenfassung der Daten von 1496 Patientinnen mit
invasivem Zervixkarzinom, die von 1973 bis 1978 an der II. Frauenklinik in der Lindwurmstraße
und von 1978 bis 1988 an der Frauenklinik im Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität
München behandelt wurden. Ziel der Untersuchung war die Klärung der Frage, ob die
Aggressivität des Zervixkarzinoms altersabhängig ist und ob sich säkuläre Veränderungen
des Krankheitsbildes im Beobachtungszeitraum bemerkbar machten. Wir beobachteten bei
einer allgemeinen Abnahme der Zahl der Zervixkarzinome nach 1973 eine Zunahme des
Anteils junger Patientinnen. Beim Teilkollektiv der operierten Patientinnen (n = 555)
nahm nach 1973 der Anteil von Patientinnen mit metastatisch befallenen regionären
Lymphknoten kontinuierlich zu. Besonders ausgeprägt war die Zunahme metastatisch befallener
Lymphknoten bei jungen Patientinnen mit kleinen Tumoren. In dieser Gruppe (Stadium
Ib, < 35 Jahre) war der Anteil positiver Lymphknoten im Beobachtungszeitraum von 6,3%
auf 38,6% angestiegen. Bei den jungen Patientinnen fand sich eine signifikant günstigere
Stadienverteilung als bei den älteren; daher war auch die globale Überlebenszeit der
jüngeren Patientinnen besser als die der älteren, obwohl die Prognose der operierten
jungen Patientinnen, also das Überleben bei vergleichbaren Tumorstadien (Stadien bis
II b), schlechter war. Bei auf die Zervix beschränkten Tumoren waren bei jungen Patientinnen
die regionären Lymphknoten häufiger befallen, entsprechend waren auch Fernmetastasen
bei den jungen Patientinnen signifikant häufiger als bei den älteren und traten schneller
auf. Unsere Daten weisen darauf hin, daß das kleine invasive Zervixkarzinom der jungen
Patientin von seinem Verhalten her aggressiver ist als das der älteren Patientin.
Abstract
In an attempt to clarify, whether the malignant potential of cervical cancer is age-dependent
and whether this has changed in the last decade, we analysed the data from 1496 patients
suffering from cervical cancer. The patients were treated between 1973 and 1988 at
the second Universitäts-Frauenklinik, Lindwurmstraße and at the Frauenklinik Großhadern,
both of the Ludwig-Maximilians-Universität München. After 1973, the total number of
patients with cervical cancer decreased, whilst at the same time, the percentage of
young patients increased. In the sub-group of surgically treated patients (n = 555),
the percentage of patients with lymph node metastases increased after 1973. The increase
in lymph node involvement was most pronounced in young patients with small tumours
(stage Ib disease, 35 years of age). In this group, the percentage of lymph node involvement
rose from 6.3% in 1973 to 38.6% in 1988. Lower stage disease was significantly more
frequent in the young patients. Accordingly, the overall mean survival time was longer
in the young patients. In the sub-group of surgically treated patients, however, when
comparing equal stages, the survival time was shorter in the young patients. In small
tumours (confined to the uterine cervix), pelvic lymph node involvement was more frequently
seen in the younger patients. Secondary metastases developed more rapidly and significantly
more often in the young patients. Our data supply evidence to indicate an enhanced
malignancy of cervical cancer in young patients.