Geburtshilfe Frauenheilkd 1992; 52(2): 81-87
DOI: 10.1055/s-2007-1022958
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Altersabhängige Unterschiede und Veränderungen in Klinik und Verlauf des Zervixkarzinoms seit 1973*

Age-Dependent Differences and Changes in the Clinical Pattern and Course of Cervical Carcinoma Since 1973D. Pfeiffer, G. Schubert-Fritschle1 , W. Meier, P. Scheidel, H. Hepp
  • Frauenklinik
  • 1Institut für Biometrie, Medizinische Informationsverarbeitung und Epidemiologie der Universität München am Klinikum Großhadern
* Die Arbeit wurde von der Deutschen Krebshilfe, der Dr.-Mildred-Scheel-Stiftung, gefördert.
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Publication History

Publication Date:
16 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit ist eine Zusammenfassung der Daten von 1496 Patientinnen mit invasivem Zervixkarzinom, die von 1973 bis 1978 an der II. Frauenklinik in der Lindwurmstraße und von 1978 bis 1988 an der Frauenklinik im Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München behandelt wurden. Ziel der Untersuchung war die Klärung der Frage, ob die Aggressivität des Zervixkarzinoms altersabhängig ist und ob sich säkuläre Veränderungen des Krankheitsbildes im Beobachtungszeitraum bemerkbar machten. Wir beobachteten bei einer allgemeinen Abnahme der Zahl der Zervixkarzinome nach 1973 eine Zunahme des Anteils junger Patientinnen. Beim Teilkollektiv der operierten Patientinnen (n = 555) nahm nach 1973 der Anteil von Patientinnen mit metastatisch befallenen regionären Lymphknoten kontinuierlich zu. Besonders ausgeprägt war die Zunahme metastatisch befallener Lymphknoten bei jungen Patientinnen mit kleinen Tumoren. In dieser Gruppe (Stadium Ib, < 35 Jahre) war der Anteil positiver Lymphknoten im Beobachtungszeitraum von 6,3% auf 38,6% angestiegen. Bei den jungen Patientinnen fand sich eine signifikant günstigere Stadienverteilung als bei den älteren; daher war auch die globale Überlebenszeit der jüngeren Patientinnen besser als die der älteren, obwohl die Prognose der operierten jungen Patientinnen, also das Überleben bei vergleichbaren Tumorstadien (Stadien bis II b), schlechter war. Bei auf die Zervix beschränkten Tumoren waren bei jungen Patientinnen die regionären Lymphknoten häufiger befallen, entsprechend waren auch Fernmetastasen bei den jungen Patientinnen signifikant häufiger als bei den älteren und traten schneller auf. Unsere Daten weisen darauf hin, daß das kleine invasive Zervixkarzinom der jungen Patientin von seinem Verhalten her aggressiver ist als das der älteren Patientin.

Abstract

In an attempt to clarify, whether the malignant potential of cervical cancer is age-dependent and whether this has changed in the last decade, we analysed the data from 1496 patients suffering from cervical cancer. The patients were treated between 1973 and 1988 at the second Universitäts-Frauenklinik, Lindwurmstraße and at the Frauenklinik Großhadern, both of the Ludwig-Maximilians-Universität München. After 1973, the total number of patients with cervical cancer decreased, whilst at the same time, the percentage of young patients increased. In the sub-group of surgically treated patients (n = 555), the percentage of patients with lymph node metastases increased after 1973. The increase in lymph node involvement was most pronounced in young patients with small tumours (stage Ib disease, 35 years of age). In this group, the percentage of lymph node involvement rose from 6.3% in 1973 to 38.6% in 1988. Lower stage disease was significantly more frequent in the young patients. Accordingly, the overall mean survival time was longer in the young patients. In the sub-group of surgically treated patients, however, when comparing equal stages, the survival time was shorter in the young patients. In small tumours (confined to the uterine cervix), pelvic lymph node involvement was more frequently seen in the younger patients. Secondary metastases developed more rapidly and significantly more often in the young patients. Our data supply evidence to indicate an enhanced malignancy of cervical cancer in young patients.

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