Zusammenfassung
In der Schwangerschaft, vor allem aber unter der Geburt und im Wochenbett besteht
ein erhöhtes Thromboembolie-Risiko. Die intravenöse Hoch-Dosis-Heparin- Therapie gilt
auch in der Schwangerschaft als Therapie der Wahl bei manifester Thrombose. In mehr
als einem Drittel der Fälle gelingt es aber nicht, ein postthrombotisches Syndrom
zu verhindern. Niedrige Heparin-Dosen werden zur Thrombose- Prophylaxe in der Schwangerschaft
eingesetzt. Wenn über die gesamte Dauer der Schwangerschaft eine Heparin-Prophylaxe
durchgeführt wird, ist in bis zu 30% der Fälle mit einem beträchtlichen Verlust an
Knochendichte und in bis zu 2% mit der Auslösung einer Heparin-assoziierten Thrombopenie
und dadurch bedingter schwerer Thrombosegefahr zu rechnen. In dieser Übersicht werden
mögliche therapeutische Konsequenzen diskutiert. Die wenigen prospektiven, kontrollierten
Studien geben zu der Vermutung Anlaß, daß das Wiederholungs-Risiko nach früher durchgemachter
Thrombose möglicherweise überschätzt wurde und daher das allein auf der Thromboseanamnese
gründende Risiko ohne weitere Risikomerkmale noch nicht zu einer Prophylaxe während
der gesamten Schwangerschaft zwingt. Moderne diagnostische Möglichkeiten sollten daher
genutzt werden, um etablierte Ursachen der Thromboseneigung wie die Resistenz gegen
aktiviertes Protein C oder die Inhibitor-Mangel-Syndrome zu erfassen. Darüber hinaus
besteht die Option, die Dauer der Thromboseprophylaxe zu verkürzen, indem nur während
besonderer Risiko-Perioden wie etwa Immobilisationen, einer Dehydratation, Operationen,
während der Entbindung und im Wochenbett gezielt, und zeitlich begrenzt behandelt
wird. Neuere Arbeiten ergaben erste Hinweise, daß die Verwendung von niedermolekularen
Heparinen in der Langzeit-Prophylaxe mit einem geringeren Verlust an Knochendichte
und geringerem Risiko einer Heparin-assoziierten Thrombopenie belastet ist.
Abstract
Pregnancy and especially delivery and the puer-perium are associated with an increased
risk of thromboembolic disease. Intravenous high dose heparin is the therapy of choice
for manifest thromboembolic disease in pregnancy. However, high-dose heparin fails
to prevent postthrombotic chronic venous insufficiency in more than one-third of the
cases. Low-dose heparin may be used for antithrombotic prophylaxis during pregnancy.
However, low-dose heparin may in- duce a substantial loss of bone density in up to
30% of cases and may be complicated by heparin-associated thrombopenia in up to 2%.
This review discusses strategies to reduce these considerable risks. Prospective studies
suggest that the risk of recurrence after prior deep vein thrombosis may be somewhat
overestimated. These data suggest new therapeutic options in women with no risk factors
other than a personal history of thrombosis. Improved diagnostic techniques may contribute
to a better evaluation of the individual risk by assessing possible underlying problems
such as resistance to activated protein C or deficiencies of coagulation inhibitors.
Also, duration of pro-phylactic anticoagulation may be reduced by targeting treatment
to periods of increased risk such as immobilisation, dehy-dration, surgery, delivery
and the Puerperium. Recently, evi-dence has been provided indicating that the use
of low molecu-lar weight heparins may be associated with reduced loss of bone density
and a significantly attenuated risk of heparin-associated thrombopenia.