Klin Padiatr 1991; 203(6): 433-438
DOI: 10.1055/s-2007-1025469
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Epidemiologie von Infektionskrankheiten bei Kindern in den alten Ländern der Bundesrepublik Deutschland*

Epidemiology of Infectious Diseases of Children in the Old States of the Federal Republic of GermanyH. -J. Schmitt
  • Kinderklinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
* Ein Teil der Ergebnisse dieser Arbeit wurde vorgetragen auf der Gründungsveranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektologie, München, 30. 5. 1991
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Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

This study was done to describe the epidemiology of infectious diseases in children living in the old countries of the Federal Republic of Germany. After an intensive search for literature, data about notifiable diseases, data from insurance agencies and a random test from 700 charts of a general pediatrician were reviewed and analysed in a standardized way for their validity. No single review article on this topic was found. Estimates about the frequency of some specific infectious diseases as well as data about notifiable diseases proved to be unreliable and not useful from a scientific point of view. Published insurance data suggested, that infectious diseases may contribute comparatively little to the morbidity of the population. In contrast, chart analysis revealed that every second visit at a pediatrician's office was prompted by an infectious disease. It is concluded, that there are only insufficient and unreliable data about the epidemiology of infectious diseases in children in the western part of the FRG and that this unsatisfying situation could be changed by using the technique of representative evaluation.

Zusammenfassung

Ziel dieser Arbeit war es, eine Übersicht über die Bedeutung von Infektionskrankheiten bei Kindern der alten Länder der Bundesrepublik Deutschland zu erhalten. Hierzu wurde eine intensive Literatursuche betrieben, Daten zur Häufigkeit meldepflichtiger Erkrankungen, Daten der Allgemeinen Ortskrankenkassen und Daten aus einer Stichprobe von 700 Krankenakten eines niedergelassenen Kinderarztes standardisiert auf ihre Validität hin untersucht. Es konnte keine einzige Übersichtsarbeit zum Thema gefunden werden. Schätzungen zur Häufigkeit einzelner Infektionskrankheiten sowie Melderegister lieferten nur ungenaue und wissenschaftlich nicht verwertbare Daten. Die publizierten Daten der Krankenkassen legen nahe, daß Infektionskrankheiten nur einen geringen Beitrag zur Morbidität in der Bevölkerung leisten. Demgegenüber zeigte die Krankenaktenanalyse, daß jeder zweite Kinderarztbesuch wegen einer Infektionskrankheit zustande kommt. Es wird der Schluß gezogen, daß in den alten Ländern der Bundesrepublik Deutschland nur ungenügend wissenschaftlich verwertbare Daten zur Epidemiologie von Infektionskrankheiten bei Kindern vorliegen, und daß sich diese unbefriedigende Situation z.B. mittels eines Systems der Repräsentativbefragung ändern ließe.

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