Der Nuklearmediziner 2007; 30(1): 1
DOI: 10.1055/s-2007-960628
Nachruf

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nachruf auf den em. Univ.-Professor Dr. Hans Werner Pabst

G. Hör
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Publication Date:
14 March 2007 (online)

Der emeritierte ordentliche Universitätsprofessor für Nuklearmedizin Dr. H. W. Pabst verstarb am 30. August 2006 im Alter von 83 Jahren. Pabst erhielt nach seiner Ausbildung zum Internisten an der I. Medizinischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) - Habilitation 1957 - als Oberarzt am Institut für Physikalische Therapie und Röntgenologie der Universität München, an dem er zugleich eine große Bettenstation der Strahlentherapie internistisch über mehrere Jahre geleitet hatte, 1968 einen Ruf auf den neuerrichteten Lehrstuhl für Nuklearmedizin (der erste in Bayern) und wurde zum Direktor der Nuklearmedizinischen Klinik im Klinikum rechts der Isar der Technischen Hochschule (später Technische Universität) ernannt. Er hat die Nuklearmedizin gewissermaßen ex nihilo aufgebaut und mit seinen (zunächst wenigen) Mitarbeitern sukzessive alle gängigen Verfahren der In-vitro- und In-vivo-Diagnostik implementiert sowie in Schwerpunkten wissenschaftlich bearbeitet (Schilddrüse, Knochen, Niere, Herz). Pabst war seit Beginn der 50er-Jahre Pionier der Nuklearmedizin in der ersten Generation. Maßgeblich hat er mitgewirkt im engsten Kreis der Mitbegründer der „Gesellschaft für Nuklearmedizin” (damals noch auf europäisch-internationaler Basis, wie die 1954 gegründete Society Nuclear Medicine, USA, heute noch). Er hat die Bayerische Gesellschaft für Nuklerarmedizin (mit)begründet, den Facharzt für Nuklearmedizin in Bayern 1978 realisiert, die Zeitschrift „Der Nuklearmediziner” eingeführt, nachdem er die ursprünglich sog. „Isotopendiagnostik” kreiert hatte, gab als ständiger Kongresssekretär viele Bände heraus, sodass sein Aktionsradius in internationalen Gremien und Fachgesellschaften mit eine Vorreiterrolle spielte.

Pabst war auch Wegbereiter der experimentellen Nuklearmedizin (Nuklearbiologie) in der Kooperation mit der Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSUF). Seine Gutachterkontakte zu Ministerien in Bonn, dem Institut für Prüfungsfragen in Mainz und der DFG reihten seine Klinik in die Spitzen-Institutionen unseres Landes ein mit guter Konnektivität zur Nuklearmedizin in den heute sog. neuen Bundesländern.

Der Verfasser dieses Nachrufes durfte seit über 40 Jahren Aufstieg und Karriere dieses Pioniergeistes verfolgen. Anlässlich des Festaktes der Fakultät für Medizin der Technischen Universität München zum 80. Geburtstag von Hans Werner Pabst 2003 wurden Profile der wissenschaftlichen Arbeiten des Verstorbenen im Detail in einer Laudatio gewürdigt, an seinem Grabe auch von seinem Nachfolger.

Zu seinen herausragenden Auszeichnungen zählt der Bayerische Verdienstorden, die Errichtung eines Neubaus der Nuklearmedizinischen Klinik (NMK), die Pabst seinem aus den USA berufenen Nachfolger gewissermaßen schlüsselfertig übergeben konnte. Diese Institution zählt heute zu den weltweit führenden Zentren der klinischen und molekularen Nuklearmedizin, einschließlich einer großen nuklearmedizinischen Bettenstation und eines herausragenden PET-Zentrums mit allen hochkarätigen Technologien.

Pabst war langjähriger Dekan der Fakultät für Medizin der Technischen Universität München, die heute bekanntlich zu den drei Elite-Universitäten in Deutschland gewählt wurde, ferner Präsident des in München 1974 stattgefundenen (europäischen) Kongresses der Gesellschaft für Nuklearmedizin, desgleichen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin in München 1989.

Seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen war Pabst ein Vorbild in Menschenführung, Patientenzuwendung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Namhafte Positionen an Universitätskliniken, Kliniken und Klinikpraxen konnten diese besetzen. Seine Schüler und Doktoranden werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Gustav Hör, Frankfurt/Main, Königstein

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