Zusammenfassung
Ziel: Die hier vorliegende Studie soll klären, ob der drastische Rückgang der Behandlungen
bei Infertilität, nämlich ein Rückgang um über 50 % in 2004 gegenüber 2003 [1 ], auf die seit 2004 veränderte Erstattungssituation zurückzuführen ist. Diese veränderte
Erstattungssituation bedeutet für die Patienten, dass sie nun 50 % der Behandlungskosten
selbst zahlen müssen. Methode: Zwischen Juli und November 2006 wurden 68 Telefoninterviews durchgeführt mit Patientinnen,
die im Zeitraum zwischen November 2003 und März 2006 zu einem Erstgespräch über Kinderwunschbehandlung
in einer Arztpraxis erschienen sind, aber dann die Behandlung in dieser Praxis nicht
angetreten haben. Resultate: Zwei Drittel der Befragten, die in einem ersten Gespräch über Therapiemöglichkeiten
und Kosten informiert wurden, haben sich gegen eine Behandlung entschieden oder sind
noch unentschlossen. Die Hauptgründe sind finanzieller Natur: Drei Viertel aller Befragten,
die bisher keine Behandlung durchgeführt haben, gaben an, dass sie die Behandlung
beginnen würden, wenn sich die Kostensituation günstiger gestalten würde. Fazit: Knapp die Hälfte der bisher nicht Behandelten würde die Therapie nur bei voller Kostenerstattung
beginnen. Ein knappes Drittel würde die Behandlung beginnen, wenn der Eigenanteil
pro Zyklus auf 200 bis 500 € abgesenkt würde. Bei einem Eigenanteil von über 1000 € pro Behandlungszyklus sinkt die Behandlungsbereitschaft
drastisch ab. Der aktuelle Eigenanteil liegt jedoch laut Angaben der Befragten bei
durchschnittlich 1800 € und wird vom Großteil der Befragten als eindeutig zu hoch
empfunden. Die aktuelle Höhe des Eigenanteils führt daher zu einer kostenbedingten
Behandlungsbarriere.
Abstract
Objectives: The present study should clarify whether the dramatic decrease in the treatments
of infertility - drop of over 50 % in 2004 compared to 2003 - is caused through the
changes of reimbursement situation in 2004. This new reimbursement situation means
for the patients that they must now co-pay 50 % of the costs. Methods: 68 phone interviews were conducted between July and November 2006 with patients who
visited a medical practice between November 2003 and March 2006 for a first consultation
with a wish for a child, but who did not start the treatment in this practice. Results: Two third of the respondents who were informed during a first consultation about
the possible therapies and related costs either decided against a treatment or are
still hesitating. The main reasons for this are merely financial: three quarters of
all respondents who did not undergo a treatment as yet state that they would start
the treatment if the costs were lower. Conclusions: Just half of the patients who are untreated as yet would start the therapy under
full reimbursement condition only. Just one third would start the treatment if their
own contribution per cycle were cut down to 200 - 500 euros. The treatment disposition
decreases drastically with a co-payment of over 1000 euros per treatment cycle. However,
according to the respondents, their effective own contribution amounts to 1800 euros
on average which most of them feel as being clearly too high. Thus the current rate
of the co-payment leads to a cost-related treatment barrier.
Schlüsselwörter
Kinderwunschbehandlung - Geburtenrückgang - Erstattungssituation - Gesundheitsreform
- Kostenbarriere
Key words
infertility treatment - decline of birth rate - reimbursement situation - healthcare
reform - cost barrier
Literatur
1 Deutsches IVF Register: Jahrbuch 2004. 2004
2 Knauer R. Praxisgebühr reduziert die Zahl unnötiger Arztbesuche. Berlin; Institut
für Gesundheitswissenschaften der TU-Berlin 2005
3 Statistisches Bundesamt Deutschland .Mikrozensus. 2006
4 Kienbaum-Studie. Vergütung Leitende Angestellte 2004. 2004
1 TNS Infratest ist Mitglied im Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute
(ADM) und arbeitet nach den Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) und
allen anderen datenschutzrechtlichen Bestimmungen. TNS Infratest ist zertifiziert
nach ISO 9001:2000 und nach DIN ISO 20252.
2 56 % aller Führungskräfte liegen in den Gehaltsklassen 50000 bis 100000 € im Jahr,
33 % verdienen zwischen 100000 und 150000 €, 11 % verdienen mehr.
Dr. med. Georg Wilke
Kinderwunschzentrum Hildesheim
Zingel 29 - 30
31134 Hildesheim
Email: mail@georg-wilke.de