Zusammenfassung
Neurologische Rehabilitationsleistungen werden abgerechnet über tagesgleiche Pflegesätze
oder feste Fallpauschalen. Beide Vergütungsformen haben den Nachteil, dass Unterschiede
im Fallmix und Versorgungsaufwand nur unzureichend berücksichtigt werden. Die Höhe
der Tagessätze orientiert sich am Phasenmodell der BAR mit den Phasen B, C und D.
Die Phasenübergänge sind jedoch nur unscharf definiert, unzureichend operationalisiert
und das klinische Spektrum der Phase C ist breit gestreut. Um die Unterschiede im
Fallmix sowie im Therapie- und Pflegeaufwand spezifischer abzubilden, entwickelte
der Erstautor, in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse, ein dynamisches Klassifikationssystem
für die neurologische Rehabilitation in den Phasen C und D. Methode: Das Modell basiert auf den im schweizer TAR-System gefundenen Zusammenhängen zwischen
Funktionsstatus im funktionalen Selbstständigkeitsindex (FIM) und dem damit vorhergesagten
Pflegeaufwand. Unterschiedlich schwer betroffene Rehabilitanden hatten einen vergleichbaren
Aufwand an Sachkosten sowie ärztlichen und therapeutischen Leistungen, differierten
jedoch erheblich im Pflegeaufwand. Dieser ließ sich zu 65 % durch eine Kombination
motorischer und kognitiver FIM-Werte vorhersagen. Ausgehend von diesem Ansatz können
Patienten zu Beginn der Rehabilitation durch FIM-Einstufung einer von drei Kostenaufwandsgruppen
zugeordnet werden. Durch wöchentliche Bestimmung der FIM-Werte kann die Kostengruppe
abhängig von der Besserung während der Rehabilitation an den aktuellen Funktionsstatus
angepasst werden. Mit dem Einsatz der Datenbank EVA-Reha® in den neurologischen Rehabilitationseinrichtungen
von Rheinland-Pfalz stehen impairmentspezifische Sollwerte zur Verfügung, die zeigen,
ob ausreichende Fortschritte im Prozess der Rehabilitation erreicht werden. Verlängerungen
können an Sollwertbedingungen geknüpft werden. Fazit: Die FIM-orientierte Klassifikation und Prozesssteuerung ermöglicht sowohl ein aufwandsorientiertes
Kostenmanagement als auch eine prognoseorientierte Verlängerungssteuerung.
Abstract
Neurological rehablitation achievements are accounted by dailysame care sets or fix
payment amounts. Both remuneration forms have the disadvantage that differences in
casemix and burden of care are considered only insufficiently. In order to account
the differences of costs in casemix, therapy and nurture more specifically, the author
developed a dynamic classification system for the neurological rehabilitation. Method: The model is based on the correlation between the functional independence measurement
and the burden of care. Patients can be assigned to three groups of costs ad admission.
The cost element can be adapted by weekly FIM-assessment. Progresses can be controlled
via prognosis-oriented goal values from a database. Result: The FIM-oriented classification allows a dynamic cost management and a individualized
prognosis-oriented management of the length of stay.
Schlüsselwörter
Gesundheitsökonomie - Rehabilitation - Fallpauschalen
Key words
health economy - rehabilitation payment - payment amounts
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Dr. Manfred Nosper
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