Z Orthop Unfall 2007; 145(2): 221-229
DOI: 10.1055/s-2007-965204
Knochenersatz

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das „vitalisierte“ Allograft als Alternative im Knochenersatz

A Novel Therapeutic Approach to Bone Replacement: Vitalisation of Industrial Processed Allogenic Bone Graft with Autologous Bone MarrowU. Schmid1 , F. Thielemann2 , K. Weise3 , B. G. Ochs3
  • 1Vulpiusklinik Bad Rappenau, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg, Fachklinik für Orthopädie, Orthopädische Chirurgie, Handchirurgie, Bad Rappenau
  • 2Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirugie, Schwarzwald-Baar-Klinikum Villingen-Schwenningen GmbH, Villingen-Schwenningen
  • 3Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
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Publication Date:
10 May 2007 (online)

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Zusammenfassung

Studienziel: Der autogene Knochenersatz stößt wegen der begrenzten Verfügbarkeit an seine Grenzen. Die Entnahmeoperationen gehen mit einer relativ hohen Komplikationsrate einher. Das Ziel dieser Sammelstudie war die Überprüfung der Einsatzmöglichkeiten eines industriell konfektionierten allogenen Knochenersatzmaterials als Äquivalent zur herkömmlichen Spongiosaplastik bzw. zu konventionellen Knochenbank-Transplantaten. Methode: Das in dieser Arbeit beschriebene Knochenersatzmaterial wird durch Beimpfen mit autogenem unfraktioniertem Knochenmark vitalisiert. Als Knochenersatzmaterialien wurden industriell prozessierte allogene Transplantate eingesetzt. Das spongiöse Knochenmaterial wurde von Lebendspendern gewonnen und von einer französischen Knochenbank (Banque de Tissus France, TBF) verarbeitet. Die steril verpackten, zellfreien und bei Raumtemperatur lagerbaren Allotransplantate sind einfach zu bearbeiten und aufgrund ihrer Formstabilität jeder Defektsituation anpassbar. Ergebnisse: Im Zeitraum vom 1. 7. 2003 bis 28. 2. 2006 wurden 125 Patienten (70 Männer und 55 Frauen) mit markbeimpften Transplantaten im Bereich der oberen und unteren Extremität operiert. Das Durchschnittsalter der Patienten bei der Operation betrug 62,0 (14 - 84) Jahre. Die gewählten Indikationen umfassten das gesamte unfallchirurgisch-orthopädische Spektrum der herkömmlichen Spongiosaplastik. Besonders hervorzuheben war hierbei die Behandlung von knöchernen Defektsituationen in der Primär- und Revisionsendoprothetik am Hüftgelenk (n = 64) sowie die Versorgung von Pseudarthrosen vor allem der unteren Extremität (n = 30). Der durchschnittliche Nachbeobachtungszeitraum betrug 11 Monate. Schlussfolgerung: Aufgrund der klinischen Erfahrung an 125 Patienten kann die Verwendung des beschriebenen „vitalisierten Allografts“ eine gute Alternative zur herkömmlichen Spongiosaplastik darstellen, bei gleichzeitiger Vermeidung der mit einer Spongiosaentnahme für den Patienten verbundenen Morbidität. Dieses Ersatzmaterial könnte insbesondere für Situationen als Alternative betrachtet werden, in denen die Entnahme autogener Spongiosa aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) möglich ist.

Literatur

Dr. med. Björn Gunnar Ochs

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik

Schnarrenbergstraße 95

72076 Tübingen

Email: gochs@bgu-tuebingen.de