Zusammenfassung
In den letzten 25 Jahren hat die Zahl atopischer Erkrankungen um mehr als 150 % zugenommen.
Erkrankungen des atopischen Formenkreises sind seltener bei Familien mit einer höheren
Geschwisterzahl, bei Kindergartenbesuch früh im Leben, bei Familien mit anthroposophischem
Lebensstil, bei Kontakt mit Tieren auf dem Bauernhof in der frühen Säuglingszeit und
bei hohen Endotoxinspiegeln in der Wohnung.
In den ersten sechs Lebensmonaten bietet die Gabe von Brustmilch einen Schutz vor
Atopie, oder aber Proteinhydrolysate, teils oder extensiv hydrolysierte Zubereitungen
basierend auf Molke oder Casein und die strikte Meidung von Kuhmilch. Auf Aminosäuren
aufgebaute oder sogenannte Elementardiäten werden nur bei Kindern mit nachgewiesener
Kuhmilchallergie empfohlen. Beikost und feste Nahrung sollte schrittweise und erst
nach dem sechsten Lebensmonat gegeben werden. Hochallergene Nahrungmittel (Ei, Milch,
Soja, Fisch, Nüsse) sollten im ersten Lebensjahr bei Risikokindern gemieden werden.
Meidet die Mutter während der Schwangerschaft allergene Nahrungsmittel, hat dies eher
keinen Schutzeffekt in Hinsicht auf atopische Erkrankungen. Kinder mit manifester
Atopie zeigen in ihrer Darmflora häufig Keime wie Bakteroides, Staphylokokkus aureus
und Clostridien. Im Gegensatz dazu weisen Brustmilch-gestillte Kinder eine ähnliche
Darmflora auf wie die von Kindern mit probiotischer Ernährung (Gabe apathogener Laktobazillen
und Bifidusbakterien) oder auch präbiotischer Ernährung (Ernährung mit Galakto- und
Fructo-Oligosacchariden, die das Wachstum von Laktobazillen und Bifidusbakterien fördern).
Bei Kindern mit Atopierisiko sprechen neue Studien - allerdings noch bei spärlicher
Studienlage - für probiotische Ernährung in der Schwangerschaft und bei stillenden
Müttern, und präbiotische Ernährung für Kinder, die nicht gestillt werden. Zusätzliche
Maßnahmen der Atopieprävention umfassen das „Nicht-Rauchen” in Schwangerschaft, Stillzeit
und in den Familien, Reduktion der Hausstaubmilben- und Schimmelpilzbelastung und
keine Haustiere im späteren Kindesalter.
Abstract
In the last 25 years, atopic diseases have increased by more than 150 %. Atopy occurs
less frequently in families with a higher number of siblings, in cases of early admittance
to kindergarden, in families with anthroposophic lifestyles, in cases of early contact
with farm animals and high endotoxin levels in the immediate environment.
In the first six months of life, nutritional protection is provided by breast feeding,
protein hydrolysates such as partially or extensively hydrolysed formula based on
whey or caseine and strict avoidance of cow's milk. Amino acids or elementary diets
are recommended only in children with proven milk protein allergy. Supplementary diet
and solid food should be started step by step after the sixth month and high allergenic
food (egg, milk, soy, fish, nuts) must be avoided in the first year. During pregnancy,
avoidance of potential allergens by the mother has not been proven to prevent atopic
diseases. In children with allergy, bacteroides, staphylococcus aureus and clostridiae
are often resident in the gut mucosa. In contrast, probiotic nutrition (apathogenic
lactobacilli or bifidobacteria) or praebiotic nutrition (galacto- or fructo-oligosaccharides
favoring the growth of lactobacilli and bifidobacteriae) result in an intestinal flora
such as is found in breast-fed children. For children at risk of allergy, recent studies
- still only few and therefore preliminary - argue in favour of probiotics for pregnant
and breast-feeding women and praebiotics for non breast-fed children.
Additional measures for atopy avoidance are not smoking in pregnancy, during breast
feeding and in families with a child at risk, reduction of housedust mites and moulds
and no pets in later childhood.