Kardiologie up2date 2007; 3(3): 201-205
DOI: 10.1055/s-2007-966894
Hotline - Bildgebung und interventionelle Techniken

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Molekulare Bildgebung an Herz und Gefäßen

Michael  Schäfers
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Publication Date:
27 September 2007 (online)

Kardiovaskuläre Erkrankungen - eine große Herausforderung für innovative Bildgebung

Die Entwicklung von spezifischen, nichtinvasiven bildgebenden Methoden zur molekularen Bildgebung klinischer Erkrankungen steckt derzeit generell noch in den Kinderschuhen. Kardiovaskuläre Erkrankungen sind im Gegensatz zu Erkrankungen des Nervensystems oder Tumorerkrankungen eher selten Anlass und Antrieb für systematische Entwicklungen neuer molekularer Bildgebungstechniken. Dies steht im klaren Widerspruch zum klinischen Bedarf: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind in den industrialisierten Ländern nahezu unverändert die häufigste Todesursache, kardiovaskuläre Komplikationen sind „Killer Nr. 1” in Deutschland und den industrialisierten Ländern und verursachen wesentlich mehr Todesfälle als beispielsweise Tumorerkrankungen.

Ursachen sind vor allem der akute Myokardinfarkt, chronische Folgen eines Myokardinfarkts, eine Herzinsuffizienz unterschiedlicher Genese und Schlaganfälle.

Aufgrund der potenziell schwerwiegenden Konsequenzen, auch aus ökonomischer Sicht, besteht offensichtlich ein Bedarf an neuen oder verbesserten diagnostischen Verfahren, die kardiovaskuläre Erkrankungen vorhersagen und hinsichtlich des individuellen Risikos beurteilen können.

In der modernen Medizin werden diese diagnostischen Herausforderungen neben der Entwicklung von analytischen Methoden (Bluttests, Gentests) vor allem durch innovative bildgebende Verfahren zu meistern sein. Diese neuen bildgebenden Techniken sollten prinzipiell nichtinvasiv und mit nur geringen/keinen Nebenwirkungen verbunden sein, um sie klinisch breit in einem vorselektierten Patientenkollektiv einzusetzen. Hinsichtlich der Beurteilung der individuellen kardiovaskulären Prognose bestehen aktuell und zukünftig große Erwartungen.

Morphologisch und funktionell orientierte bildgebende Verfahren wie Koronarangiographie und Echokardiographie sind in der kardiologischen Klinik bereits langjährig etabliert und sind zum Standardinstrumentarium der kardiologischen Diagnostik geworden. Neuere Techniken umfassen vor allem die Multislice-Computer-Tomographie (MSCT) zur nichtinvasiven Untersuchung der Koronararterien. Diese Technik hat das Potenzial, die invasive Koronarangiographie bei weitgehender inhaltlicher Analogie zu ersetzen: Die Koronararterien können durch „State-of-the-art”-MSCTs in kürzester Zeit dreidimensional und nichtinvasiv dargestellt werden. Zusätzlich lässt sich der Parameter des „Kalkscores” messen, der positiv mit einer bestehenden Arteriosklerose korreliert ist, jedoch hinsichtlich des unabhängigen prognostischen Wertes derzeit diskutiert wird [1]. Neben der MSCT wird die Magnetresonanztomographie des Herzens (MRT) zur dreidimensionalen Diagnostik der Herzfunktion und zur morphologischen Beurteilung des Myokards ständig weiterentwickelt. In Konkurrenz zur szintigraphischen Bildgebung wird derzeit vor allem der Einsatz der kontrastmittelunterstützten MRT zum Nachweis von Narben nach Myokardinfarkt (sog. „late enhancement”) propagiert [2]. Diese Verfahren erreichen mit ihrer weiteren Etablierung einen zunehmenden klinischen Einsatz.

Trotz des langjährigen Einsatzes von bildgebenden Verfahren wie Koronarangiographie und Echokardiographie besteht nahezu unverändert das klinische Problem der Vorhersage von kardiovaskulären Ereignissen mit der Folge von zahlreichen unvorhergesehenen Todesfällen.

Literatur

  • 1 Berman D S, Hachamovitch R, Shaw L J. et al . Roles of nuclear cardiology, cardiac computed tomography, and cardiac magnetic resonance: Noninvasive risk stratification and a conceptual framework for the selection of noninvasive imaging tests in patients with known or suspected coronary artery disease.  J Nucl Med. 2006;  47 1107-1118
  • 2 Isbell D C, Kramer C M. Magnetic resonance for the assessment of myocardial viability.  Curr Opin Cardiol. 2006;  21 469-472
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  • 4 Behm C Z, Lindner J R. Cellular and molecular imaging with targeted contrast ultrasound.  Ultrasound Q. 2006;  22 67-72
  • 5 Falk E, Shah P K, Fuster V. Coronary plaque disruption.  Circulation. 1995;  92 657-671
  • 6 Rudd J H, Warbourton E A, Fryer T D. et al . Imaging atherosclerotic plaque inflammation with [18F]-fluorodeoxyglucose positron emission tomography.  Circulation. 2002;  105 2708-2711
  • 7 Kopka K, Breyholz H J, Wagner S. et al . Synthesis and preliminary biological evaluation of new radioiodinated MMP inhibitors for imaging MMP activity in vivo.  Nucl Med Biol. 2004;  2 257-267
  • 8 Schäfers M, Riemann B, Kopka K. et al . Scintigraphic imaging of matrix metalloproteinase activity in the arterial wall in vivo.  Circulation. 2004;  109 2554-2559
  • 9 Bremer C, Tung C H, Weissleder R. In vivo molecular target assessment of matrix metalloproteinase inhibition.  Nat Med. 2001;  7 743-748
  • 10 Schäfers M, Dutka D, Rhodes C G, Lammertsma A A, Hermansen F, Schober O, Camici P G. Myocardial presynaptic and postsynaptic autonomic dysfunction in hypertrophic cardiomyopathy.  Circ Res. 1998;  82 57-62

Prof. Dr. med. Michael Schäfers

Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin

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