Die gesundheitsfördernden Aspekte sportlicher Aktivität sind in Fachkreisen und der
Bevölkerung inzwischen hinlänglich bekannt. Durch die deutliche Zunahme der sportlich
Aktiven in verschiedensten Trend- und Breitensportarten - beispielsweise hat sich
die Anzahl der Teilnehmer bei Volksläufen in Württemberg in den vergangenen 15 Jahren
nahezu vervierfacht (Quelle: Württembergischer Leichtathletikverband) - werden trotz
aller positiven Effekte körperlicher Bewegung auch überlastungsbedingte Verletzungen
der großen Gelenke insbesondere der unteren Extremität häufig beobachtet. Erfahrungsgemäß
ist das Verständnis und die Eigenwahrnehmung bei fehl- und überlastungsbedingten Verletzungen
beim einzelnen Sportler dabei naturgemäß lange nicht so ausgeprägt wie z. B. bei traumatisch
bedingten, strukturellen und somit „leichter fassbaren” Verletzungen wie z. B. einer
Kreuzbandruptur.
Besonders anfällig ist das bei nahezu allen Sportarten belastete Kniegelenk. Durch
seine besonderen anatomischen Gegebenheiten und die dynamische und passive Führung
besitzt es eine Vielzahl von ligamentären, tendinösen und muskulären Ansatzpunkten
mit entsprechenden Schleimbeuteln und es bedarf eines feinen funktionellen Gleichgewichts
zur Vermeidung einer Überlastung der einzelnen Strukturen. Die Ursachen der zu hohen
Belastung sind dabei multipel und variabel, in Kombination können sie häufig auch
überlagert sein.
Gerade am Kniegelenk ist für den behandelnden Arzt die Ursachenforschung, Differenzierung,
Einschätzung und Behandlung der Vielzahl der chronischen Weichteilschäden daher oft
schwierig. Unabdingbar für eine präzise Schmerzzuordnung ist dabei eine ausführliche
Anamnese, das Verständnis funktionell anatomischer Gegebenheiten, eine genaue Betrachtung
gelenkübergreifender biomechanischer Ketten und eine entsprechend genaue klinische
Untersuchung.
Viele Beschwerden funktioneller Art entziehen sich nämlich oft der üblichen klinisch-apparativen
Beurteilung und zeigen keine strukturell fassbaren Veränderungen. Hier können biomechanische
Funktionsanalysen wie z. B. isokinetische Messungen, Ganganalysen oder dreidimensionale
kinematische Analysen weiterhelfen.
Entsprechend muss das therapeutische Konzept der meisten chronischen Weichteilschäden
sowohl eine lokale Behandlung mit antiinflammatorischen und heilungsinduzierenden
Maßnahmen als auch eine funktionelle Behandlung zur Ursachenbekämpfung beinhalten.
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Dr. med. Raymond Best
Abteilung für Sportmedizin/Sportorthopädie
Universitätsklinik Tübingen
Silcherstraße 5
72076 Tübingen
Phone: 07071/2986493
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