Z Gastroenterol 2007; 45 - A5_14
DOI: 10.1055/s-2007-967904

Erhöhtes Risiko der Hepatotoxizität bei antituberkulöser Kombinationstherapie von Patienten mit viszeraler Tuberkulose

F Grünhage 1, B Kirfel Berker 1, C Reichel 2, T Sauerbruch 1, U Spengler 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn, Bonn
  • 2Reha-Zentrum Bad Brückenau, Klinik Hartwald, Bad Brückenau

Einleitung: Lebertoxizität ist ein bekanntes Problem der Kombinationstherapie bei Tuberkulose (Tb). In der Postexpositionsprophylaxe mit Isoniacid wurde bei Amerikanern afrikanischer Abstammung eine gehäufte Lebertoxizität beobachtet. Aber bislang ist weiterhin unklar, inwieweit Wirtsfaktoren für die Lebertoxizität eine Rolle spielen. Ziel unserer Kohortenstudie war es daher, wirtspezifische Risikofaktoren für die Entwicklung einer Leberschädigung durch Tuberkulostatika zu identifizieren. Patienten und Methoden: Alle Patienten mit Tb, die von 1992 bis 2003 mit einer Drei- oder Vierfach- Kombination aus Isoniacid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid an unserem Zentrum behandelt wurden, wurden durch Chart-Review erfasst. Patienten mit signifikanter Lebertoxizität (mehr als dreifacher Anstieg von GPT, GOT oder GGT) wurden sowohl univariat als auch multivariat hinsichtlich folgender Parameter mit Patienten ohne Lebertoxizität verglichen: Geschlecht, Alter, body mass index (BMI), Ethnizität, Art der Tb-Manifestation, Ko-infektion mit HIV, HCV oder HBV. Ergebnisse: Insgesamt wurden 203 Patienten (118 Männer und 85 Frauen) erfasst. Die mittlere Beobachtungsdauer variierte zwischen 2 und 164 Tagen. Kaukasier (n=108) stellten vor Afrikanern (n=48), Asiaten (N=33) und Südamerikanern (n=5) die größte Patientengruppe. Kaukasier waren signifikant älter als nicht-kaukasische Patienten (50 vs. 36 Jahre; p<0.001) und hatten seltener extrapulmonale Manifestationen (16% vs. 35%; p<0.01). 87 Patienten (42.9%) entwickelten eine signifikante Lebertoxizität. Dabei zeigte sich kein statistischer Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Lebertoxizität und ethnischer Zugehörigkeit, Ko-Infektion mit HIV, HCV oder HBC, Alter, Geschlecht oder BMI. Patienten mit einer viszeralen Tb oder einer Lymphknoten-Tb entwickelten jedoch signifikant früher Lebertoxizität als Patienten mit anderen Manifestationen (jeweils p<0.001). In der multivariaten Analyse konnte die viscerale Beteiligung (OR=6, p=0.005) als unabhängige Risikofaktoren für die Entwicklung von Lebertoxizität bestätigt werden.

Diskussion: Die unter der Isoniacid-Postexpositionsprophylaxe beobachtete Häufung von Lebertoxizität bei Patienten afrikanischer Abstammung kann für die Kombinationstherapie nicht bestätigt werden. Ein signifikant erhöhtes Risiko für Lebertoxizität bei Patienten mit Lymphknoten-Tb oder visceralem Befall sollte bei der Therapie-Überwachung dieser Patienten jedoch beachtet werden.