OP-Journal 2000; 16(1): 44-50
DOI: 10.1055/s-2007-971853
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diagnostik und Therapie bei fehlverheilten Beckenringverletzungen

M. H. Hessmann, P. M. Rommens
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Publikationsdatum:
12. April 2007 (online)

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Zusammenfassung

Korrektureingriffe bei fehlverheilten Beckenringverletzungen sind komplexe und anspruchsvolle Eingriffe. Der Begriff fehlverheilt beinhaltet drei verschiedene Heilungsprobleme: nicht verheilte Frakturen und/oder Luxationen, unvollständig verheilte Verletzungen und in Fehlstellung verheilte Läsionen. Auch Kombinationen verschiedener Fehlheilungen können vorkommen. Heilungsprobleme können sich sowohl auf den vorderen als auch auf den hinteren Beckenring beziehen. Korrektureingriffe haben nur dann Aussichten auf klinischen Erfolg wenn die vorhandene Beschwerdesymptomatik auf die bestehende Fehlheilung zurückzuführen ist. Eine differenzierte präoperative klinische und radiologische Abklärung ist somit unerlässlich. Außerdem ist eine detaillierte Planung des Operationsablaufs für dessen Gelingen unabdingbare Voraussetzung. Risiken und zu erwartender Behandlungserfolg müssen vorab mit dem Patienten ausführlich besprochen werden. Korrekturmaßnahmen bei Pseudarthrosen beinhalten die Ausräumung der Instabilitätszone, dessen Auffüllung mit autologer Spongiosa und die stabile Osteosynthese sowohl ventral als auch dorsal. Ausgeheilte Fehlstellungen erfordern eine vorsichtige aber oftmals aufwendige Mobilisation der betroffenen Beckenhälftemit dreidimensionaler Stellungskorrektur. Mögliche peri- und postoperative Komplikationen sind Schäden von neurovaskulären Strukturen, postoperative Wundheilungsstörungen und Infektionen und Implantatversagen mit Pseudoarthrosenrezidiv. Umfassende Erfahrungen bei der chirurgischen Behandlung akuter Beckenring- und Acetabulumfrakturen sind für das Gelingen von Korrekturmaßnahmen am Becken unabdingbare Voraussetzung.