Rofo 2007; 179 - VO_407_1
DOI: 10.1055/s-2007-977188

Funktionelle Organisation des primären Motorkortex (M1) bei Patienten mit angeborener Paraplegie (Spina bifida aperta/Meningomyelocele (MMC))

C Stippich 1, J Leon 1, M Akbar 1, A Durst 1, E Nennig 1, K Sartor 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Neuroradiologie, Heidelberg

Ziele: Untersuchung der funktionelle Organisation des primären Motorkortex bei Patienten mit angeborener Paraplegie. Methode: 11 Patienten mit angeborener Paraplegie durch thorakale spinale Läsionen und 14 rechtshändige Versuchspersonen (VP) wurden standardisiert mit der BOLD-FMRT bei 1,5 oder 3 Tesla untersucht, bei ausgeführten (EM) und imaginierten (IM) Zungen, Finger- und Zehenbewegungen. Die Aktivierung wurde jeweils für die kontralateralen primär motorischen Körperrepräsentationen gemessen. Auswertung: BrainVoyager®, Parameter: anatomische Korrelate und euklidische und Talairach Koordinaten der Aktivierungsschwerpunkte, BOLD-Signalintensität (DS) und Korrelation zur hämodynamischen Referenzfunktion (r). Ergebnis: Die somatotope Organisation des primären Motorkortex war bei 10/11 Patienten erhalten (91%, rechte Hemisphäre), bzw. bei 6/7 Patienten (86%, linke Hemisphäre). Bei 4 Patienten konnten die Daten der linken Seite wegen Metallartefakten durch Shunt-Ventile nicht ausgewertet werden. Die Lokalisation und Intensität der funktionellen Aktivierungen war signifikant variabler als bei VP's (p<0,05). 5 MMC-Patienten (45%) wiesen bilaterale Aktivierung bei einseitiger imaginierter Zehenbewegung auf. Schlussfolgerung: Bei Patienten mit kongenitaler Paraplegie scheint sich der primäre Motorkortex funktionell „normal“ zu entwickeln – mit weitgehend erhaltener Somatotopie. Die größere anatomische Streuung der funktionellen Lokalisationen kann zumindest teilweise auf die Fehlbildungen des Gehirns zurückgeführt werden. Ob die bilaterale Aktivierung der kortikalen Fussrepräsentationen bei einseitig imaginierten Bewegungen tatsächlich eine fehlende Differenzierung im motorischen System oder lediglich eine falsche Ausführung der „Bewegungsaufgabe“ widerspiegelt kann nicht abschließend beurteilt werden.

Korrespondierender Autor: Stippich C

Universitätsklinikum Heidelberg, Neuroradiologie, Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg

E-Mail: christoph_stippich@med.uni-heidelberg.de