OP-Journal 2004; 20(1): 4-7
DOI: 10.1055/s-2007-977657
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Das Prinzip der Winkelstabilität in der Osteosynthese

Lutz Claes
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. April 2007 (online)

Zusammenfassung

Das Prinzip der winkelstabilen Osteosynthese ist vom Fixateur externe bekannt. Dabei sind die im Knochen verankerten Schrauben so mit einem die Fraktur überbrückenden Kraftträger verbunden, dass sie ihren Einspannwinkel nicht verändern. Winkelstabile Osteosynthesen verzichten auf eine interfragmentäre Kompression und ein Anpressen des Kraftträgers an den Knochen. Die neuen winkelstabilen „Plattenfixateur interne”-Systeme schonen dadurch, wie der Fixateur externe, die periostale Durchblutung, haben jedoch zusätzlich den Vorteil kleinerer interfragmentärer Bewegungen. Diese interfragmentären Bewegungen liegen meistens in einer Größenordnung, die eine Kallusbildung stimuliert und die Knochenheilung begünstigt. Kritische Situationen können für diese Osteosyntheseverfahren bei Schaftfrakturen ohne Abstützung, wegen der hohen Beanspruchung der Implantate, und bei langstreckigen Überbrückungen wegen der erheblichen elastischen Verbiegung der Implantate und der daraus resultierenden hohen interfragmentären Bewegung resultieren. Eine große Bedeutung hat die gute Reposition der Fragmente vor der Osteosynthese, da die steifen Implantate und die winkelstabilen Schrauben keine Korrektur mehr erlauben. Repositionen, die große Frakturspalten zulassen, könnten die Knochenheilung verzögern. Besonders geeignet scheinen winkelstabile Osteosynthesen für Frakturen im metaphysären Knochenbereich zu sein. Dort sind die mechanischen Biegebeanspruchungen für die krafttragenden Implantate geringer als im Schaftbereich, und die winkelstabilen Schrauben erlauben eine gute Verankerung im relativ weichen und manchmal osteoporotischen Knochen.

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