OP-Journal 2004; 20(3): 182-187
DOI: 10.1055/s-2007-977683
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Lösungsmöglichkeiten nach fehlgeschlagenen Spondylodesen an der Halswirbelsäule

Peter Seykora, Anton Kathrein, Michael Blauth
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Publication Date:
12 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Wenig operative Verfahren an der Wirbelsäule haben über die letzten Jahrzehnte eine ähnliche Standardisierung wie ventrale, dorsale oder kombinierte Stabilisierungsoperationen an der Halswirbelsäule erfahren. Der Grund liegt einerseits in den klaren zugrunde liegenden biomechanischen Prinzipien, den anatomischen Verhältnissen, welche wenig Zugangsspielraum bieten, und andererseits in der bis dato großen Anzahl weltweit erfolgreich durchgeführter und jahrelang nachuntersuchbarer Eingriffe. Weiterentwicklungen und Innovation müssen sich, was Fehlschläge und Komplikationen und nicht zuletzt auch die Kosten angeht an diesen Standards messen lassen. Misserfolge liegen selten, wie dargestellt systemimmanent, also der Methode oder dem Implantat zuschreibbar, sondern sie sind oft das Endresultat von präoperativen Fehlentscheidungen, Fehleinschätzungen des klinischen und radiologischen Zustandsbildes, Missachtung biologischer und biomechanischer Grundsätze, Überschätzung implantatmechanischer Möglichkeiten und postoperativ mangelnden Einsicht in offensichtliche klinische oder radiologische Fehlentwicklungen. Ebenso erscheint ein blindes Vertrauen in biomechanischen Untersuchungen, welche beispielsweise dorsale oder kombinierte Verfahren aufgrund errechneter höherer Stabilität forcieren, nicht opportun. Diese präparatgebunden „nekromechanischen” Untersuchungen müssen die klinischen Ergebnisse eben außer Acht lassen und können so nur einen Beitrag zur Gesamtproblematik liefern. Neuerungen und Fortschritte in operativer Technik oder Implanatdesign sind zweifellos wichtig, sie dürfen aber nicht den Blick auf hinlänglich beschriebene Komplikationen trüben, um in weiterer Folge bekannte aber eben vergessene Fehler wieder neu zu machen. Sie geben vielmehr dem Operateur im Rahmen differenzierter Eingriffe an der Halswirbelsäule, insbesonders im Revisonsfall exzellente Möglichkeiten in die Hand bei geringer neuerlicher Zugangsmorbidität und Schonung angrenzender Segmente, übungsstabile Verhältnisse zu schaffen.

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