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DOI: 10.1055/s-2007-982303
Subklinische Atherosklerose bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Mellitus Typ 1 durch frühe Erstmanifestation
Einleitung: Die frühzeitige Diagnostik von atherosklerotischen Gefäßveränderungen spielt eine entscheidende Rolle. Gerade bei Risikopatienten für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Diabetikern hilft eine frühzeitige Erfassung des Gefäßstatus dabei, das individuelle Risiko für Komplikationen wie Myokardinfarkt oder Apoplex abzuschätzen. Präventive Maßnahmen zur Reduktion der kardiovaskulären Morbidität können dadurch gezielt eingesetzt und deren Erfolg am einzelnen Patienten im klinischen Alltag überwacht werden. Die Intima-Media-Dicke (IMT) der Halsgefäße gilt bei erwachsenen Patienten als validierter Parameter zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos aufgrund von Atherosklerose. Die sonografische Darstellung der Halsgefäße erlaubt dabei eine Aussage über morphologische atherosklerotische Veränderungen, welche als repräsentativ für den Gefäßstatus des Patienten gelten. Durch die Messung der Intima-Media-Dicke kann eine quantitative Erfassung auch im longitudinalen Verlauf erfolgen. Auch Therapieerfolge diätetischer oder medikamentöser Natur zur Reduktion von Gefäßveränderungen sind damit quantifizierbar.
Methodik: 208 Kinder (150 Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 1 und 58 gesunde Kontrollpatienten, mittleres Alter 13,9±2,8 bzw. 14,1±3,1 Jahre) wurden untersucht. Die Ergebnisse wurden zudem mit kürzlich publizierten IMT-Normwerten verglichen.
Ergebnisse: 37 Patienten wiesen eine erhöhte IMT auf (mittlere IMT-SD 1,6±0,6), während die IMT der Kontrollpatienten Normalwerten entsprach (mittlere IMT-SD 0,3±0,1, p<0,001). Das Alter bei Erstmanifestation (p=0,037), die mittlere tägliche Insulindosis (p=0,031), der systolische Blutdruck (p=0,028) und sowie der Gesamtcholesterinspiegel (p=0,05) korrelierten signifikant mit der IMT in der gesamten Studienpopulation. Innerhalb der Diabetiker mit erhöhter IMT wiesen 12 Kinder einen erhöhten Blutdruck auf, davon 6 in Verbindung mit einem erhöhten Gesamt-Cholesterinspiegel. Die IMT dieser Kinder war im Vergleich zu den 25 restlichen Kindern zusätzlich diskret, aber nicht signifikant erhöht (mittlere IMT-SD 2,5±0,5 vs. 2,3±0,3, n.s.), möglicherweise aufgrund der kleinen Fallzahl.
Schlussfolgerung: Bei den Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 1 fand sich durchwegs eine erhöhte IMT im Vergleich zur Kontrollgruppe und zu Normalwerten aus der Bevölkerung. Als Risikofaktoren für eine IMT-Erhöhung fand sich das Alter bei Erstmanifestation, die mittlere tägliche Insulindosis, der systolische Blutdruck sowie der Gesamtcholesterinspiegel. Mit der Messung der IMT lassen sich bereits im Kindes- und Jugendalter Veränderungen auf vaskulärer Ebene darstellen. Risikopatienten können damit identifiziert und spezifische präventive Maßnahmen fokussiert und gezielt eingesetzt werden.