Patienten mit Typ 1 Diabetes (T1D) haben ein erhöhtes Risiko, an einer Autoimmunthyreoiditis
(AIT) zu erkranken. Zur Prüfung der Hypothese, ob L-Thyroxin (L-T4) die klinische
Manifestation der AIT in euthyreoten Patienten mit T1D verhindern kann, wurde eine
prospektive, randomisierte, kontrollierte klinische Studie durchgeführt. Von 611 unselektionierten
Patienten mit T1D wurden durch Antikörperscreening 89 Individuen (14,5%) mit Antikörpern
gegen thyreoidale Peroxidase (TPO) und/oder Thyreoglobulin (Tg) identifiziert. 30
Patienten (Alter 13,3±2,1 Jahre, A1C 6,6±0,9%, 60% weiblich) erfüllten die Einschlusskriterien
und wurden für eine Behandlung mit L-T4 (n=16 Patienten) oder keine L-T4 Therapie
(n=14 Patienten) randomisiert. L-T4 wurde über 24 Monate nicht-suppressiv und dosisadaptiert
gegeben, mit einer Nachbeobachtung („wash-out“) von 6 Monaten.
Nach Therapie mit L-T4 (1,3µg/kg/d) zeigte sich eine Abnahme des Schilddrüsenvolumens
(-0,60 standard deviation score, SDS) gegenüber einer Zunahme in der Beobachtungsgruppe
(+1,11 SDS, p=0,0218, Monat 24). Serum TSH, fT4 und T3 waren in beiden Gruppen nicht
unterschiedlich. TPO und Tg Antikörperspiegel zeigten im Beobachtungszeitraum in beiden
Gruppen keine signifikanten Änderungen. Eine Hypothyreose entwickelte sich in drei
Patienten der L-T4 Gruppe und in vier Patienten der Kontrollgruppe. L-T4 hatte keinen
Einfluss auf Insulinbedarf und metabolische Parameter.
Diese Studie zeigt, dass die Therapie mit L-T4 bei euthyreoten Patienten mit AIT und
T1D mit einer Abnahme des Schilddrüsenvolumens assoziiert ist, aber keinen Effekt
auf Schilddrüsenfunktion und Autoantikörper aufweist.