Ziel: Der Übergang von Jugendlichen mit Diabetes von der pädiatrischen in die internistische
Betreuung wird im Allgemeinen durch fehlende Übergangsstrukturen gekennzeichnet. Ziel
dieser Studie ist daher, in einem Zentrum mit engem Einzugsgebiet die Erfahrungen
der Patienten und die Qualität der Weiterbetreuung zu untersuchen.
Methodik: In den Jahren 1994–2003 haben insgesamt 174 Patienten die pädiatrische Betreuung
verlassen, die für eine Nachbeobachtung kontaktiert werden konnten. Davon nahmen 90
Patienten (43männlich, 47 weiblich) im Alter von 25,2±3,0 Jahren und mit einer Diabetesdauer
von 15,3±5,6 Jahren an der Studie teil und beantworteten einen standardisierten Fragebogen
(5-teilige Likert-Skala) zur Bewertung des Übergangs in die internistisch-diabetologische
Versorgung, zur aktuellen Therapie und Therapiezufriedenheit sowie zur jetzigen Lebensqualität.
82 dieser Patienten beteiligten sich an einer klinischen Untersuchung (HbA1c, RR,
BMI). Zur Bewertung eines zeitlichen Trends wurden die Patienten in 2 Altersgruppen
20–24 Jahre (N=45) und 25–30 Jahre (N=45) eingeteilt.
Ergebnisse: Das Alter der Patienten zum Zeitpunkt des Übergangs betrug 18,8±1,1 Jahre. 69% bzw.
52% der Patienten bewerteten die Information bzw. das Gespräch zum Übergang als positiv,
21% empfanden den Übergang als sehr plötzlich, 18% fühlten sich „aus der Bahn geworfen“.
Nach dem Wechsel in die internistische Betreuung gaben 20% der Patienten an, dass
eine Therapie-Änderung vorgenommen wurde und 60%, dass Behandlungstermine jetzt seltener
stattfanden. 43% der Patienten haben anschließend den Arzt einmal (13%) oder mehrmals
(30%) wieder gewechselt. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung befanden sich 74% der
Patienten in regelmäßiger Behandlung, beim Diabetologen 70 von 90 Patienten (78%).
29 Patienten (32%) haben eine Pumpentherapie, 58 (64%) 4 oder mehr Injektionen/Tag
und 3 (3%) weniger als 4 Injektionen/Tag. Mit der jetzigen Stoffwechselqualität erklärten
sich 27% der Patienten zufrieden, aber 50% sind nicht zufrieden. Bei der Nachuntersuchung
lag der HbA1c mit 7,7±1,4% signifikant niedriger als beim Übergang (8,4±1,6%, p<0,001).
Die HbA1c-Verbesserung war besonders ausgeprägt in der Gruppe der 25–30-jährigen (-1,1%,
p<0,001) im Vergleich zu den Jüngeren (-0,3%, p=0,040). Niedrigere HbA1c-Werte wurden
bei denjenigen Patienten gemessen, die in regelmäßiger (p=0,005) oder beim Diabetologen
(p=0,046) in Behandlung waren. Eine schlechte Stoffwechseleinstellung korrelierte
signifikant mit der Therapieunzufriedenheit bezüglich der Blutzuckerwerte (r=0,53),
-stabilität (r=0,42) und –eigenkontrolle (r=0,30) sowie mit Ängsten vor Spätkomplikationen
(r=0,49).
Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten weisen darauf hin, dass sowohl bei der Vorbereitung des Übergangs
von der pädiatrischen in die internistische Betreuung Verbesserungsmöglichkeiten bestehen,
aber auch dem Anbindungsprozess besondere Beachtung geschenkt werden muss.